KRITIK: JEAN CLAUDE VAN DAMME SPECIAL #7: LEON

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© Digi-Dreams Studios

Autor: Tom Burgas

AAhh, DAS tut mal wieder gut. Nicht über irgendwelche glattgeleckten AAA-Blockbuster schreiben, sondern über Filme, die die Welt bedeuten. Die Filme der echten Männer, der hilfsbedürftigen Frauen, der einseitigen Klischeebösewichtern. Kurzum, willkommen im Actionkino der frühen 90er. Entstanden aus den Videothekenhits der 80er. Ich darf also den nächsten van Damme in den Himmel loben. Wobei mir sein Vorgänger, KICKBOXER, ja schon einiges an Kopfzerbrechen bescherte. Aber egal, neuer Film neues Glück und hier hat unser Belgier wieder einen kleinen Klassiker rausgeprügelt. Wobei man sich nicht ganz entscheiden konnte, wie man ihn nun nennen will. Mal heißt er LEON, mal LIONHEART, dann wieder A.W.O.L. oder FULL CONTACT.

Warum gerade LEON als einer der ganz großen angesehen wird ist relativ einfach zu verstehen, hat er van Damme doch das erste Mal die Plattform für echtes Schauspiel gegeben. Das sah UNIVERSAL genauso, nachdem sie ihn beobachtet hatten und daraufhin den Kinoverleih für Amerika übernahmen. Aber erst einmal auf Anfang. Sheldon Lettich war hier erstmals für die Regie verantwortlich und sollte ein langer Weggefährte von Jean-Claude werden. Er hatte bereits bei BlOODSPORT mitgeschrieben, sowie beim Schnitt von CYBORG assistiert. Der ehemalige Soldat hat eine wunderbare Chemie mit seinem Actionhelden wodurch sie mehrere Male zusammenarbeiteten: DOUBLE IMPACT, THE ORDER oder HARD CORPS gehen auf ihr gemeinsames Konto. Den LEGIONÄR hat er später noch für unseren Lieblingsbelgier geschrieben.

 

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© Digi-Dreams Studios

Was von Anfang an auffällt ist der geerdete recht realistische Ansatz der Figuren im Film. Natürlich geht es hier auch mal wieder um Untergrundkämpfe und Van Damme ist natürlich derjenige, der allen den Scheitel zieht. Trotzdem wird den Figuren unerwartet viel Raum gelassen um sich zu entfalten. Das fängt bei Van Damme an, der das erste Mal Dramasituationen meistern muss und endet bei Schicksalen aller Figuren, an denen wir interessiert sind. Auch die Motivation ist eine andere. Diesmal will er nicht der Beste sein oder seinen Bruder rächen. Ok, es hat auch wieder etwas mit seinem Bruder zu tun, der hatte sich nämlich mit den falschen Leuten eingelassen. Dadurch wurde der in eine Wunderkerze verwandelt und Leon will sich nun um die trauernde Witwe samt Kind kümmern. Dafür braucht man Geld und da er illegal im Land ist gibt es nur einen Ausweg: an den Unterweltkämpfen teilnehmen. Reicht aus, mehr braucht man nicht, außer ein paar Nebenfiguren wie ein Plappermaul mit Herz am rechten Fleck oder eine reiche Möchtegernlady, die ihm an die Wäsche will und ihn daher unterstützt, aber dann doch irgendwie mächtig einen an der Waffel hat. Wie in BLOODSPORT haben wir dann noch zwei Soldaten der Fremdenlegion, die ihn wieder in die Wüste zurückholen sollen, denn aus dieser ist er geflohen, der Rabauke.

Und man kann ja sagen was man will, aber nachdem ich den Streifen im Sinne der Vorbereitung 4 Mal gesehen habe, kommt man nicht drumherum, sich einzugestehen, dass LEON  auch heute noch funktioniert, da kein Faktor ihn irgendwie ausbremst und alles Hand in Hand geht. Natürlich hat man die Kicks, die Schläge, die typischen Klischeemachotypen. Auf der anderen Seite gibt es jedoch die gefühlvollen Szenen, die nicht nur Füllmaterial sind, sondern sogar besser funktionieren als die Action-Sequenzen. Diese sind natürlich völlig ok, aber sie bleiben unter den Möglichkeiten. Ähnlich wie bei berühmten Videospielen, die zu der Zeit für Furore sorgten, suchte man sich für jeden Kampf eine neue Location und einen komplett anderen Typus von Gegner. Dabei wurden scheinbar nur teilweise echte Kämpfer rangeholt, denn besonders im Endkampf ist eher eine Schlägerei als hohe Martial-Arts-Kunst. Dies fällt allerdings nicht sehr schlimm ins Gewicht da alles schön gefilmt und getimed ist. Zudem stimmt die Chemie, was daran liegt, dass van Damme wieder vielen Freunden die Chance gab vor der Kamera zu agieren und auch Regisseur Sheldon Lettich alte Bekannte einlud. Michel Qissi (Tong Po aus KICKBOXER) ist genauso dabei wie sein Bruder als Endböskopp.

 

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© Digi-Dreams Studios

Für Martial Artverrückte gibt es Miniauftritte von Billy Blanks oder Jeff Speakman, die später selbst zu Actionheldehren kamen. Für mich ein Fest ist jedes Mal Brian Thompson. Wer dieses Gesicht einmal gesehen hat, vergisst es nicht. Dieser hat hier eine eher größere Nebenrolle, darf aber wie immer groß wie breit sein und sein Haifischgrinsen aufsetzen. Vor und hinter der Kamera wurden also fast keine Fehler zugelassen, auch wenn ich es den Machern nie ganz verzeihe, dass LEON mir viel zu kitschig endet. Diesbezüglich hätte man einen gesunden Mittelweg finden können. Sei es drum, immerhin darf dann der eingängige Score nochmal einsetzen, der dank UNIVERSAL mit einem richtigen Orchester eingespielt werden konnte. Natürlich gibt es noch viel mehr zu dem Film zu erzählen, wofür Ihr einfach am besten in unseren dazugehörigen Podcast reinhört – erscheint im März 2018.

Bei der Auswertung haben wir in Deutschland wirkliches Glück. Seitdem LEON von der Indizierung befreit wurde,  haben wir die freie Auswahl verschiedener Verpackungen und Versionen. Egal ob bei der  amerikanischen Version mit weniger Handlung, aber auch fehlenden Gewaltspitzen oder der längeren deutschen Fassung. Die zwei Wichtigsten sind immer drauf. Dazu gibt es dann noch TV-Fassungen oder andere Synchros. Auch wenn in den Szenen zwischendurch mal die Qualität wechselt, mindert es den Gesamteindruck nicht. Die Bildqualität ist ziemlich gut und je nachdem für welche Blu-Ray-Version man sich entscheidet, bekommt man noch extra produziertes Material wie einen Audiokommentar vom Regisseur Sheldon Lettich und Nebendarsteller Harrison Page, Making Of´s, oder lange Q and A’s die in Deutschland aufgenommen wurden, dazu. Da hat Digi-Dreams ganze Arbeit geleistet. Wer sich die 4 Disc (!)-Version holt bekommt zudem noch den Soundtrack auf DVD und weitere Extras wie alle Talkshowausschnitte, in denen van Damme damals Promo machte. Von 84′ gibt es auch noch verschiedene Mediabooks mit weniger Ausstattung, aber dafür  mit einem schönerem Artwork, welches mir den Kauf wert war, da gezeichnet. Wer auf Soundtrack und noch mehr Making Of verzichten kann, findet natürlich auch eine gestraffte 2-Discversion im normalen Amaray.

 

Leon - Bewertung

Blu-Ray-Cover und Bilder © Digi-Dreams Studios. All Rights Reserved.

 


 

VAN DAMME SPECIAL #7 – LEON (LIONHEART)

 

 

In der siebten Ausgabe unseres Van Damme Specials treten Tom und Tobi in die Fremdenlegion ein, um sich diesmal LEON vorzunehmen. Hierbei zeigen die Beiden ihr Löwenherz und klären „warum gerade LEON als einer der ganz großen Van Damme Streifen angesehen wird“ und „welchen Stellenwert der Film in der Karriere des belgischen Spagiaten hat“.

 

Wir wünschen viel Hörvergnügen und freuen uns über Bewertungen bei iTunes und Soundcloud oder natürlich Feedback in den Kommentaren der „Entertainment Blog“-Facebook-Seite und via Twitter unter @CET_Podcast.

 

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