KRITIK – BOSTON

© Studiocanal GmbH Filmverleih
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Autor: Tom Burgas

Schon wieder Peter Berg? Wir haben doch gerade erst seinen „Deepwater Horizon“ im Kino genießen können, aber was juckt es den Zuschauer,  wenn dabei wieder einmal ein guter Film rauskommt. Zumal der Amerikaner in dieser Hinsicht bisher eigentlich nie enttäuscht hat. Und „Deepwater Horizon“ kann man generell auch öfter heranziehen, denn wenn man die beiden miteinander vergleicht, bemerkt man im Grunde, dass sich die Filme sehr ähnlich sind. Dies verwundert auch nicht wirklich, da sie in solch kurzer Zeit entstanden sind und sich sowohl vom Aufbau, als auch vom Thema weitgehend gleichen. Wieder haben wir negative Ausnahmesituationen, die vor nicht allzulanger Zeit entstanden sind und die penibel dokumentiert wurden – wodurch man auf detailiertes Ausgangsmaterial zurückgreifen konnte. Jedoch gibt es einen eklatanten Unterschied, während es sich bei „Deepwater Horizon“ um einen Unfall handelte, haben wir in „Boston“ einen terroristischen Anschlag, so dass wir hier eine Bedrohung haben, die eine ganz andere Tragweite besitzt.

Zum Inhalt: Boston, 15. April 2013 – Wie jedes Jahr zieht es tausende Läufer und Zuschauer aus aller Welt an die Strecke des beliebten Bostoner Marathons. Doch die Feierlichkeiten verstummen schlagartig, als zwei Sprengsätze an der Zielgeraden detonieren. Noch ist unklar, ob den Explosionen weitere folgen werden. Aber Police Sergeant Tommy Saunders (Mark Wahlberg) versucht einen klaren Kopf zu bewahren und die ersten Rettungseinsätze zu koordinieren – obwohl seine Frau Carol (Michelle Monaghan) beinahe selbst den Detonationen zum Opfer gefallen wäre. Für die Ermittler beginnt ein packender Wettlauf gegen die Zeit und eine der nervenaufreibendsten Großfahndungen in der Geschichte Amerikas nimmt seinen Lauf…

 

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Nachgestellt werden die 3 Tage, die vom Attentat beim Boston Marathon, über die Jagd bis zum Ausgang der Geschichte reichen. Schon zu  Beginn werden alle Figuren eingeführt, was zwar ein schwerer und recht unüblicher Einstieg ist, sich aber im weiteren Verlauf als absolut wohlüberlegt und perfekt herausstellt. Denn selbst wenn manche Figuren erst am Ende eine tragende Rolle bekommen, verstärkt das einfach das Gefühl dafür, wie schnell diese aus ihrem Alltag gerissen werden.

Auch ist die 45 Millionen US-$ Produktion überaus prominent besetzt, was bei Berg eigentlich nicht extra erwähnt werden muss. So spielt Mark Wahlberg – wie schon bei der letzten Zusammenarbeit – erneut die Hauptrolle und ist auch diesmal keine schlechte Wahl, obwohl sich die Figur lediglich in Nuancen von seiner Rolle in „Deepwater Horizon“ unterscheidet. Neben Wahlberg hat man zudem noch solche Hochkaräter wie Kevin Bacon, John Goodman, J.K. Simmons oder Michelle Monaghan. Also von der Front gibt es eindeutig nichts zu meckern. Gerade Simmons trumpft hierbei auf und dass obwohl er erst recht spät seine Auftritte bekommt.

 

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Sprach ich am Anfang noch vom schweren und etwas gediegenem Einstieg, so knallt es wortwörtlich ab Beginn des Attentats richtig. Diese Szene allein bläst einen in die Sitze und überzeugt mit einer Wucht und einer Emotionalität,  dass es einen fast schon ein wenig überfordert – was mir persönlich bei diesem Thema nur recht sein kann. Man  spürt sofort die Machtlosigkeit aller Beteiligten. Zudem gönnt Peter Berg auch den Terrorristen ordentlich Screentime und zeigt trotz der recht eintönigen Charakterisierung erfreulicherweise dessen Sichtweise. Es folgt somit eine Jagd im Eilverfahren und zeigt wunderbar auf wie schnell heutzutage Daten ausgetauscht und ermittelt werden. Das Geschehen ist dabei spannend und wirkt nie überstilisiert, sondern ist fast schon dokumentarisch, wenn auch bewusst professionell, gedreht.

Was dann dem ganzen die Krone aufsetzt ist eine der besten Straßenschießereien, die es seit langem im Kino zu sehen gab. Die kommt völlig unerwartet und hat eine rohe Zerstörungswut wie man sie vielleicht höchstens aus dem Michael Mann Meisterwerk „Heat“ kennt. Allein dafür verbeuge ich mich mal wieder vor Peter Berg. Danach ist man so geplättet, dass es einem auch nicht negativ aufstößt, das „Patriots Day“ – wie der Originaltitel lautet –  recht ruhig sein Ende findet, besonders in Hinblick darauf, dass dies in den realen Vorkommnissen ebenso war.

 

Boston - Bewertung

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