KRITIK: ARMED RESPONSE – UNSICHTBARER FEIND

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© Concorde Video

Autor: Tom Burgas

Willkommen im B-Movie-Land, in dem dicke Aikidoka selbst beim über die Straße laufen gedoubelt werden, alte Schweden mehr humpeln als gehen und man eher nicht fragt was ein bestimmter Belgier da noch weißes an der Nase hat. Eines haben sie alle gemeinsam: In den meisten Fällen verlieren sie völlig zurecht ihre Fans nicht, denn wir lieben sie, weil sie eben echt sind und uns unsere Kindheit versüßt haben. Aber unsere Helden müssen auch ihre Brötchen verdienen und – sofern nicht anders möglich – retten sie eben in kleinerem Maßstab die Welt in Heimkinoproduktionen.

Wesley Snipes war schon immer wandelbarer als die meisten, ruhte sich nicht auf seine Nahkampffähigkeiten aus, sondern überraschte oft mit Auftritten in Blockbustern in denen wirklich Schauspiel gefragt war – wie zum Beispiel „New Jack City“. Natürlich sehen wir ihm lieber dabei zu, wenn er Ärsche tritt wie in „Passagier 57“, wo er mit Bruce Pain allerdings jemanden hatte, der diesen Tritt auch wirklich verdient hatte. Dass er es geschafft hat, mit Blade seine erste wirkliche Kultfigur zu erschaffen, ist das hinreichend bekannt.  Dann hatte er sich eine Zeitlang ein Gefängnis angeguckt, bei Silvesters Stallone´s Rasselbande vorbeigeguckt und steht jetzt wieder scheinbar gut im Saft. Vor zwei Jahren wurde eine Serie abgedreht, drei Filmprojekte stehen in den Startlöchern und ein Fantasy-Roman hat der Gute ja auch noch geschrieben.

 

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Hier also nun „Armed Response“, eine Co-Produktion zwischen den WWE-Studios und Gene Simmons. Ja, der Gene Simmons von KISS, ich frag gar nicht erst wie das zustande kam. Auf jeden Fall hängt Snipes Studio Maandi Media DMM auch noch mit drin. Somit steht wenigstens ein Mindestmaß an Budget an und durch die WWE-Studios muss natürlich auch ein Wrestler vor die Linse. Das ist in dem Fall Colby Lopez aka Seth Rollins und ist wohl ein ziemlich hohes Tier dort, ich für meinen Teil kenne ihn nicht, aber der war wohl schon Champion und hockt auf dem neuesten Videospiel auf dem Cover. Die kurioseste Casting-Entscheidung ist wohl Anne Heche. Dieselbe quirlige Anne Heche, die mit Harrison Ford „6 Tage und 7 Nächte“ auf einer Insel verbrachte und nun hier einen harten Marine spielt…ääähhmm ja.

Doch weder sie noch Rollins, ja im Grunde noch nicht einmal Snipes haben hier wirklich die Hauptrolle, die übernimmt der eher unbekannte Dave Annable. Dieser hat ein Computersystem erfunden welches in sogenannten „Tempeln“ Verwendung findet. Mit Hilfe dessen kann man wohl an jeder körperlichen Reaktion sofort herausfinden, ob wer lügt und per schneller Analyse rausfinden, was noch so in dem Hirn des Befragten so passiert. Das ist im Grunde völlig Panne aber für B-Movie-Verhältnisse ok. Auf jeden Fall bricht irgendwann der Kontakt zu einer der Stationen ab und Snipes samt Truppe wollen sehen was da passiert ist. Sie sind bald selber in der Anlage gefangen und müssen herausfinden, wer oder was da sein Unwesen treibt.

Also die erste Eindrücke sind dann auch recht mittelmäßig, die Shots am Anfang sind nett, so richtig billig wirkt es selten, aber die Entscheidung in einem richtigen Gefängnis zu drehen war vielleicht nicht die Beste. Alles wirkt steril und einseitig, ein Gang sieht wie der andere aus und dass es hier um das zehn kleine Opferlein-Prinzip geht kann man auch schnell erraten. Was jedoch gar nicht geht ist Anne Heche. Das ist solch eine peinliche Nummer. Es reicht eben nicht wenn man ich schmierig die Haare nach hinten klatscht und eine Armeeweste anzieht um ein harter Brecher zu sein. Zu jeder Zeit wünscht man sie doch bitte mit Schmackes aus der Story befreit. Leider ist die ganze Truppe einem total egal. Auch Seth Rollins ist ein nerviger Typ, der einfach grundlos ein Arschloch ist. Snipes ist der Einzige der ein wenig Esprit auf die Mattscheibe zaubert und da merkt man wieder seine Starqualitäten – ohne dass er groß was macht.

 

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Die Story an sich ist an und für sich am Anfang sogar recht spannend, da man nicht weiß, mit welcher Bedrohung sie es zu tun haben. Man fühlt sich sogar hier und da leicht an eine „Akte X“-Folge erinnert. Leider weiß man nach der Hälfte des Films um was es geht und das ist dann leider großer Blödsinn. Peinlich wird es, wenn dieser große Scheiß dann auch in sich nicht logisch ist und so viele Fragen offen bleiben, die einem am Ende zurücklassen als hätte man nicht mal versucht einen geschichtlichen Bogen zu spannen. Kleine Kostprobe gefällig? Stellt euch vor, dass man sich im Film vor Elektrizität fernhalten sollte und auf einmal kommen menschliche Hände „Day of the Dead“-like aus der Wand und reißen dir die Arme ab. Yup von dieser Art Scheiße reden wir hier. Die Bedrohung versteht sich generell als bunte Wundertüte der Fähigkeiten, der es an jeder Erklärung mangelt.

Action gibt es dann auch recht wenig, das ist jedoch kein Fehler des Films. Das Cover verspricht einfach was Falsches. Nur hätte er sich bitte etwas mehr entscheiden können, was er sein will. Gruselfilm oder Actionfilm. Immerhin darf Snipes in einem kurzen Nahkampf zeigen, was er noch kann und das funktioniert immer noch. Er ist schon noch fit der Gute. Was ich von mir leider nicht sagen kann, nachdem ich „Armed Response“ durch hatte. Ich bin ja ein Fan von B-Soße, jedoch reicht es schon länger nicht mehr, einfach nur einen Star vorzuschieben und zu sagen, dass die Fans das jetzt zu fressen haben. Ein wenig mehr Gradlinigkeit und Mühe bei den Charakteren und es hätte ein nettes kleines Werk werden können, aber es wird einfach an zu vielen Ecken geschludert und wirkliche positive Seiten muss man sich gegen Ende immer mehr aus den Fingern saugen.

 

Armed Response - Bewertung

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