KRITIK: JEAN-CLAUDE VAN DAMME SPECIAL #15: THE QUEST – DIE HERAUSFORDERUNG

© Digi-Dreams-Studios

Autor: Tom Burgas

Der 5 Filme-Deal mit Universal ging zu Ende und Jean-Claude Van Damme, der mit SUDDEN DEATH eine kleine finanzielle Flaute eingestehen musste, bekam eine große Chance. Wie kann man seinen Star wieder höher pushen? Man inszeniert mit ihm einen Film, ähnlich dieser, mit welchen er berühmt wurde: einen Kampf-Turnier-Film!! Und da er sich hinter der Kamera öfter bewehrt hatte, gab es nun die Chance seinen eigenen Film zu machen. So spart man Kohle und setzt im Grunde alles auf eine Beule.

Egal welchen Stimmen man jetzt glaubt, manche sagen, dass niemand das Drehbuch verfilmen wollte, Jean-Claude selber sagt, dass nur ER es so umsetzen konnte wie er es sich vorstellt, bescheiden wie immer, schließlich wollte er den LAWRENCE VON ARABIEN des Kampfsportfilms inszenieren. Schön wenn jemand seines Schlages bescheiden bleibt. Nicht nur die reine Genregleichheit blieb, auch am Drehbuch gab es eine bekannte Nase: Frank Dux. DER Frank Dux, dessen Leben mit BLOODSPORT verfilmt wurde. Wer sich mal die Doku zu seiner Person angesehen hat, darf wohl zurecht am Wahrheitsgehalt des Gezeigten zweifeln. The Quest war dann auch das Projekt, bei welchem sich die beiden zerstritten haben. Dux meint, dass er seinen Teil des Drehbuches für ein Projekt namens KUMITEE schrieb und van Damme es ohne finanzielle Beteiligung bei THE QUEST nutzte. Hier wie da gibt es auf jeden Fall mal wieder ein Turnier, an welchem alle Länder der Welt teilnehmen und sich mächtig auf die Omme hauen. Da reiner Respekt keinen mehr juckt, gibt es hier gleich einen dicken goldenen Drachen zu gewinnen.

 

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Damit Van Damme nicht komplett dasselbe abspult, hat er das alles in die 20er Jahre verlegt und gerade in der ersten Hälfte eher eine Abenteuergeschichte untergemischt, in der es nach Thailand geht, Verwechslungen und vergehende Jahre inklusive. Aber ist dat denn nu eine genauso geile Schubse wie eben Jahre zuvor? NE leider nicht so ganz, denn eben genau die Mischung steht sich im Weg. Da wirklich in Thailand gedreht wurde, sieht das alles echt schnieke aus. Die ganzen Brauntöne haben was Edles und die Locations sind abwechslungsreich. Trotzdem schafft man es nie die Epik zu erzielen, die Damme wohl gerne gehabt hätte.

Und sind wir mal ehrlich, ist ja alles schön und gut, aber wo bleiben denn bitte die Kämpfe? Auf DIE könnt ihr nämlich ziemlich lange warten. Die bilden eher nur das letzte Drittel und können wenig begeistern. Unser Held ist immer noch verdammt gut in Form und weiß sich zu inszenieren, aber die Kämpfe selbst sind viel zu lahm und langsam. Von einer gesunden Härte brauch man auch nicht reden. Er selbst wie auch die anderen hopsen da ein wenig rum, aber jeder Move wirkt eher so als wolle man einen schicken Postershot hinbekommen, anstelle eines mitreißenden Kampfes. Seine Gegner wirken zudem so, als müssten sie auf Sparflamme austeilen. Glaubt man diversen Gerüchten, wollte unser Hauptdarsteller nicht, dass jemand besser aussieht als er selbst, er sogar Kämpfern verboten hat, diverse Moves zu machen, wenn sie zu gut aussahen. Wenn man Meinungen von Mitgliedern anderer Projekte davor als Vergleich ran zieht, kann man dem leider Glauben schenken. So wird gefühlt jeder Muskel van Dammes auch hier wieder in bestem Licht schwitzend hervorgehoben. Bei all dem Negativen muss man aber auch sehen, dass er sich hier Mühe gibt, kein stumpfes Gekloppe abzugeben. Gerade seine ersten Szenen und Abläufe wirken wie ein INDIANA JONES light und das ist als Kompliment gemeint. Auch seine Liebelei wird hier extrem zurückgefahren, findet kaum statt und lässt Luft für Sympathie.

 

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Bei den Nebendarstellern ließ er sich nicht lumpen und holte selbst für heutige Maßstäbe nette Namen ran. Abdel Qissi gibt wie schon bei LEON oder THE ORDER den großen Oberlumpen, als Jugendfreund Jean-Claudes verständlich. James Remar, einer der Könige der großen Nebendarsteller, gibt seinen Freund und angeblichen Boxweltmeister. Das ist glaub ich mein Lieblingsquatsch. Wirklich, aber wirklich jeder, würde dem BOXWELTMEISTER eine runterhauen. Schon bei MOTAL KOMBAT 2 sollte er so tun als wäre er Donnergott Raiden. Hahahahha RAIDEN!!! Leute Leute, das muss er selber doch schon als Witz ansehen. Trotz aller Unglaubwürdigkeit ist der natürlich eine sichere Bank. Viel „ größer“ ist allerdings Roger Moore, damals immer noch vom Bond-Franchise lebend. Er bezeichnete bis zuletzt die Dreharbeiten zu THE QUEST als die schlimmsten seiner ganzen Karriere. Er behauptete auch, dass eigentlich der Second Unit Director das Projekt rettete. Da Moore niemals ein Schwätzer war, darf man das gerne glauben, gerade da die Zeit – Ende der 90er – die schlimmste persönliche Phase für Jean-Claude Van Damme darstellt: Drogenkonsum, Entzugsklinik, Krankheitsbild und Scheidung. Merken tut man von SOLCHEN Problemen allerdings nichts. Auch Moore liefert einfach ab, süffisant und charismatisch bis in die Haarspitzen!! Selbst in den Interviews hält er sich zwar kurz, lässt aber im Marketingmaterial kein schlechtes Haar an irgendwem.

 

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Der Endkampf ist dann zwar ein wenig gelungener, kann aber auch nichts aus dem Mittelmaß reißen. Und warum ist es eigentlich ein cooler Move, sich den Schweiß von der Augenbraue zu wischen? 🙂 Zensurtechnisch gab es dann auch keine Probleme. Gäbe es den harmlosen Genickbruch in einem der Kämpfe nicht, wäre das Abenteuer wohl ab 12. Der Erfolg wollte sich auch diesmal nicht so wirklich einstellen. Wie schon bei SUDDEN DEATH vorher, hat er an den Kinokassen geradeso sein Budget von 30 Mio. einspielen können. Allerdings hatte er nicht die große Rettung des Videomarktes. Natürlich dürfte er noch Plus gemacht haben, doch merkt man spätestens jetzt, dass die Produzenten mit ihm kleinere Brötchen backen werden.

Bei den Datenträgern für zu Hause hat man abermals die volle Auswahl. Geschnitten war nie was. VHS, DVD oder Blu-Ray sind kein Problem. Letztere gibt es als kostengünstige Amaray-Disc, Hardboxen oder Mediabooks in verschiedenen Designs. Die Ausstattung ist dabei immer dieselbe. Erwähnenswert ist da nur ein sehr unsympathischer Beitrag, der wohl bei RTL oder dergleichen ausgestrahlt wurde und das ganze Projekt schlecht dastehen lässt. DAS hat THE QUEST jedoch nicht verdient.

 

The Quest - Bewertung

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VAN DAMME SPECIAL #15 – THE QUEST – DIE HERAUSFORDERUNG

 

 

Tom hat sich für seine epische Van Damme Retrospektive erneut Kevin geschnappt und begibt sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach der ultimativen Herausforderung. Dabei stoßen die Jungs auf Van Dammes Regiedebüt THE QUEST, mit dem der Belgier an der Seite von James Bond Roger Moore nicht nur zum Turnier-Kampf-Genre zurückkehrt, sondern auch aus seiner Sicht auf den Pfaden des Abenteuer-Klassikers LAWRENCE VON ARABIEN wandelt. Ob dies wirklich der Fall, klären unsere beiden Mikro-Helden stillecht per akustische Ohrenschelle.

 

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