KRITIK – SIE NANNTEN IHN JEEG ROBOT

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© Pandastorm

Autor: Tom Burgas

Superheldenfilme, unbewusst kommt mir sofort ein Gähnen hoch, da es einfach zu viele Beiträge gibt, die immer nach Schema F präsentiert werden. Dabei sind es in den seltensten Fällen schlechte Filme…hust hust…„Suicide Squad“!! Nur sind es immer wieder die selben Schemata mit dem selben Look, egal ob DC oder Marvel draufsteht…es bleibt die selbe Suppe. Eine gute Suppe, aber eben die selbe. Wenn man eine andere will dann müssen eben auch andere Zutaten rein. Und jetzt mal aufgehört mit den Essensmethaphern. Was wir hier haben ist ein schöner anderer Ansatz mit dem man an das Genre rangeht. Allein dadurch dass „Jeeg Robot“ mit wenig Geld in Italien entstanden ist, als erster Langfilm eines Regisseurs den es mächtig in den Fingern brennt, kann man doch mal wieder mit etwas mehr Vorfreude das Ding in den Player legen.

Dabei ist die Ausgangssituation sowie im Grunde das ganze Storygerüst nicht unbedingt etwas anderes. Wir haben hier zum einen den Protagonisten der keinen Bock darauf hat ein Held zu sein, jedoch durch einen Unfall Superkräfte erlangt. Zum anderen gibt es den Antagonisten, der ihm das Leben zur Hölle macht und eine holde Maid durch die der Held über sich hinaus wächst. Trotzdem ist alles so wunderbar anders und hier zeigt sich, dass das europäische Kino noch einige Asse im Ärmel hat.

 

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© Pandastorm

Als erstes fällt auf das Regisseur Gabriele Mainetti zwar Rom als Dreh- und Angelpunkt seiner Geschichte nutzt, aber dabei bewusst in den Slums und eher dunklen Ecken verweilt. So wird hierbei eben auch mal der Schmutz rausgekramt und wenn man will, lässt sich auch ein wenig  Sozialkritik erkennen. Zumal wunderbar kantige Charaktere in diesen Ecken hausen. Unser „Held“ Enzo – gespielt von Claudio Santamaria – ist ein Kleinganove, der Dinge klaut um das wenige Geld in gefühlt dutzende Pornostreifen zu investieren. Die mögliche Love Interest ist zwar auf ihre quere naive Art niedlich, aber trotzdem würde man es wohl nicht lange mit ihr aushalten. Aber dem ganzen wird die Krone aufgesetzt vom singenden, völlig von sich eingenommen Aushilfsmafiosi Lo der sich für was besseres hält, da er schließlich mal in einer Castingshow vor gesungen hat. Dass er seinen Trupp von Möchtergerns trotzdem anführt liegt eher daran dass er hier und da eben mal wem mit einem Handy den Schädel einschlägt. Aber er hatte ja auch einen triftigen  Grund, schließlich hatte es die falsche Farbe, na immerhin.

Ihr merkt dass hier alles ein wenig anders ist und das wirkt einfach regelrecht wie ein Befreiungsschlag, auch wenn hier natürlich so manches ein wenig überzogen wirkt. Ähnliche Filme gab es auch schon als Versuch in Übersee, man denke etwa an „Super“ oder „Defendor“, aber Hollywood kann es einfach nicht lassen immer noch einen Restglanz an allem dranzulassen. Das braucht Mainetti nicht, der Römer ist ein großer Fan von Animes und dem italienischen Kino und sagte selbst, dass es für ihn gar nicht in Frage kommt irgendwas oder wen zu imitieren, sondern er will schlichtweg das italienische Kino voranbringen. So sind unter anderem auch seine Einflüsse des 60-70 Jahre Poliziotteschi-Genres unverkennbar.

 

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© Pandastorm

Letzten Endes gab ihm das Publikum recht, so dass der Streifen in Italien ab ging wie Pizza.  Zwar hat „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ den ersten Platz beim Fresh Blood Award knapp verpasst, aber das macht nichts, denn dafür räumte er 7 „Davids“, dem wichtigsten Filmpreis Italiens, ab.

Aber bevor wir ihn in den Filmolymp heben, sollte man sich klar machen, dass seine größte Stärke auch seine Schwäche ist. Jeder der jetzt hier ein Effektfeuerwerk erwartet, in dem eine Actionsequenz an die andere gereit wird, irrt sich gewaltig. Ich würde sogar soweit gehen, dass man den Superheldenaspekt ganz knapp fast schon weglassen könnte. Dieser spielt eigentlich sehr oft keine Rolle, sondern dient eher als McCuffin. So sieht man „Jeeg“ auch selten in Aktion. Was mich persönlich nicht störte, da das ganze Drumherum um die Kleinganoven wunderbar verquert daherkommt und im Mittelteil der emotionale Part schon etwas von „Leon der Profi“ aufweist. Dabei nimmt sich der Film zwar ein wenig zu viel Zeit und ist mit 112 Minuten etwas zu lang geraten. Jedoch gibt es zum Ende hin dann doch nochmal ein Heldenkräftemessen,  was aber budgetbedingt eher nach gutem Fanfilm aussieht, aber wiederum herrlich zum ganzen schnodderigem Rest passt.

 

Jeeg Robot - Bewertung

 

Die Veröffentlichungspolitik von Pandastorm Pictures ist sehr erfreulich,  da der deutsche Verleih „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ nicht nur als Standard-DVD und -Blu-Ray veröffentlichen, sondern dem Streifen auch ein schickes Mediabook spendieren. Anders als bei den Standard-Versionen gibt es beim Mediabook zusätzlich Extras und als netten Bonus noch Mainettis Kurzfilm „Tiger-Boy“, durch dessen Erfolg er überhaupt erst Geldgeber für „Jeeg Robot“ fand, also eine dufte Sache.

 

Ab 03. Februar 2017 auf DVD, Blu-ray und VOD erhältlich!

DVD-Cover & Bilder © Pandastorm Pictures.