KRITIK – ROCKY II

© 20th Century Fox / MGM
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Autor: Florian Wurfbaum

Nachdem Sylvester Stallone dank „Rocky“ über Nacht zum Weltstar wurde und die Hollywood-Presse in ihm den legitimen Nachfolger von Charaktermime Robert DeNiro sah, ging es für den Italo-Amerikaner mit seinen darauffolgenden  Filmprojekten überraschend schnell wieder abwärts. So konnte weder das Gewerkschafts-Drama „F.I.S.T.“ noch sein Regiedebüt „Vorhof zum Paradies“, die durch Rocky hoch gesteckten Erwartungen an den Kinokassen erfüllen. In Branchen-Kreisen machten damals gar die Gerüchte die Runde, dass dem Newcomer der Ruhm zu Kopf gestiegen wäre und sich daher eine Zusammenarbeit mit ihm als äußerst schwierig erweist. Dem jungen Star war bewusst, das er dringend einen Hit benötigt, um nicht schon bald in Vergessenheit zu geraten. Aus diesem Grund blieb Sly nichts anderes übrig, als die von ihm bereits mehrfach abgelehnte Fortsetzung zu seinem Lebenswerk „Rocky“ doch zu realisieren.

Zum Inhalt: Nach der äußerst knappen Punktniederlage gegen Box-Weltmeister Apollo Creed (Carl Weathers) möchte Rocky (Sylvester Stallone) seiner Frau zu liebe die Boxhandschuhe an den Nagel hängen und mit dem verdienten Geld aus dem ersten WM-Kampf ein gut bürgerliches Leben führen. Zumal der Boxsport erstmal in den Hintergrund, da Adrian (Talia Shire) nach der Geburt ihres Sohnes in ein Koma verfällt. Als Adrian aus dem Koma erwacht und ihr Rocky, trotz Creeds lukratives Angebot für einen Rückkampf, weiterhin das Angebot macht mit dem Boxsport aufzuhören, ändert seine Geliebte Frau ihre Meinung. So schickt Adrian ihren Mann mit den Worten – „Da wäre etwas, was du für mich machen könntest, Gewinne“ – in den Rückkampf…

 

© 20th Century Fox / MGM
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„Rocky II“ ähnelt vom Storyaufbau dem genialen und zurecht mit Preisen überhäuften Erstling sehr und schafft es letzten Endes auch dessen Geist erfolgreich heraufzubeschwören. Zumal Drehbuchautor Stallone erneut eigene Lebenserfahrungen, wie dem Umgang und das Zurechtkommen mit der plötzlichen Berühmtheit, ins Script einfließen lässt. Dies sorgt weiterhin dafür, dass der „Italian Stallion“ eine überaus glaubwürdige und sympathische Identifikationsfigur für das Publikum bleibt.

Insgesamt weist die Fortsetzung storytechnisch auch kaum einen inhaltlichen oder dramaturgischen Abbruch auf. Einzig die erste Hälfte um Balboas Rückkehr in den normalen Alltag geht etwas zu gemächlich von statten. Denn hier verliert sich die Handlung ein ums andere Mal in Nebensächlichkeiten, die somit die eigentliche Geschichte streckenweise ausbremst.  Im Gegensatz dazu, serviert Stallone mit seinem Franchise-Regiedebüt den Anhängern mit Adrians Krankenhausaufenthalt ein dramaturgisch recht gelungenes Storyelement, das wie der Vorgänger über die komplette Laufzeit ungemein viel Gefühl transportiert. Hierbei zeigt sich zudem, dass der Franchise-Schöpfer noch keine eigene, inszenatorische Handschrift erkennen lässt, sondern sich deutlich an dem Inszenierungsstil von „Rocky 1“ Director John G. Avildsen orientiert. Doch für die Konstanz der Reihe ist dies nicht von Nachteil, da dadurch das 1979 entstandene Sequel dessen Spirit aus jeder Pore atmet.

 

© 20th Century Fox / MGM
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In der zweiten Hälfte zieht Regisseur Stallone dann das Tempo merklich an und präsentiert den Fans, mit den wundervoll stimmigen Trainingssequenzen und dem packenden Endkampf, unvergessliche Franchise-Momente. So begeistert zum einen Rockys Lauf durch die Straßen von Philadelphia, bei dem die mit roten Stirnband ausgerüstete Ikone von Kinder eskortiert wird. Zum anderen reißt der fulminant und deutlich besser choreografierte, Schlusskampf mit seinem spektakulären Finale immens mit, so dass dieser selbst nach dem Abspann noch lange im Gedächtnis bleibt.

Die bekannten Darsteller sind ebenfalls erneut erstklassig und weiterhin durch die Bank weg glaubwürdig in ihren Rollen. Vielleicht kommt Talia Shire aufgrund ihrer im Koma befindlichen Figur ein wenig zu kurz, aber dies ist insgesamt sicherlich zu verschmerzen. Sylvester Stallone hat sich gegenüber dem Vorgänger vor allem physisch weiterentwickelt, doch auch schauspielerisch kann das Kraftpaket wieder restlos überzeugen. Ebenso wissen Carl Weathers als Apollo und Burt Young als Pauly in ihren Rollen zu gefallen und sorgen somit für den darstellerisch überaus gelungenen Gesamteindruck. Des Weiteren bleibt Bill Contis legendärer und zeitloser Score die perfekte musikalische Untermalung des Boxer-Dramas und intensiviert die toll fotografierten, stimmungsvollen Bilder um ein Vielfaches.

 

Rocky II - Bewertung

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DVD-Cover und Bilder © und Eigentum von 20th Century Fox / MGM.