KRITIK: PAPILLON

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© Constantin Film

Autor: Tom Burgas

Und es ist wieder Remake-Zeit liebe Leute. Heute im Angebot haben wir mal keinen Action- oder Horrorfilm, Nein heute graben wir etwas weiter unten und schnappen uns ein Gefängnisdrama durch welches Dustin Hoffman schlussendlich zum Star aufgestiegen war. Die Rede ist natürlich von PAPILLON, welcher auf einem autobiografischen Werk basiert. Den Kultstatus hat er seinem Wahrheitsgehalt und vor allem wohl der Gegensätzlichkeit der beiden Protagonisten zu verdanken, denn neben Hoffman spielte Steve McQueen die zweite Hauptrolle, natürlich eher als der Mann fürs Grobe, hier jedoch weitaus vielschichtiger angelegt als im Normalfall.

Die Geschichte wurde kaum verändert, in diesem Fall beruht sogar das Remake auf dem gleichen Drehbuch welches von Dalton Trumbo geschrieben wurde, dem selber schon ein Film gewidmet wurde mit „Breaking Bad“-Star Bryan Cranston in der Hauptrolle. Als Vorlage galt damals schon das biografische Werk von „Papillon“-Henri Charriere, der sein aufregendes Leben niederschrieb.

 

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© Constantin Film

Drehen tut es sich also um Papillon (zu Deutsch „Schmetterling“ wegen seinem Tattoo auf der Brust) der beschuldigt wird jemanden ermordet zu haben und dadurch zu lebenslanger Haft in eine französische Strafkolonie verurteilt wird. Dort lernt er Louis Dega kennen, dieser hat viel Geld ist aber eher weniger für den Gefängnisalltag geschaffen. Diese beiden schließen einen Pakt, Louis versorgt Papillon mit Geld für einen Fluchtversuch solange dieser ihn im Gegenzug beschützt.

Man könnte jetzt meinen, dass der Ausbruch oder dessen Planung im Mittelpunkt steht doch anders als in den meisten Fällen haben wir es hier mit einer Bestandsaufnahme zu tun bei der dieser Part zwar auch vorkommt, jedoch nur ein Baustein von vielen ist. Besonders die jahrzehntelange Freundschaft sowie die Emotionen und psychologischen Herausforderungen die ein Gefängnisleben für einen parat hält werden hier verarbeitet. Papillon grenzt eher an ein Drama, würde er nicht doch immer noch geradeso die Kurve bekommen und den Abenteueraspekt befeuern. Doch gerade im Mittelteil wenn sich der Film viel Zeit nimmt um sich mit der Einzelhaft zu beschäftigen merkt man schnell, dass man es hier nicht mit einem „rundgelutschten“ Hollywoodprojekt zu tun hat. Die dänische und somit europäische Handschrift merkt man ihm gerade in den körperlichen Szenen an, bei denen das Remake am meisten punkten kann gegenüber dem Original. Passte da zwar generell der dreckige körnige Stil besser zum Thema und zum Film an sich, haben wir hier Prügeleien die wirklich schmerzhaft wirken und nichts von einer schönen Chorografie aufweisen. Der brutale Knastalltag fühlt sich als das an was er ist, unmenschlich, was ihm in den USA eine Freigabe ab 17 einbrachte, hier ist er ab 12.

 

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© Constantin Film

Charlie Hunnam muss Steve McQueen beehren und natürlich kann kaum wer, wenn überhaupt jemand DEM Alphatier McQueen das Wasser reichen. Hunnam macht sich aber ganz gut, stemmt den Film und kann schauspielerisch in erwähnten Einzelhaftszenen punkten. Interessanter wirkt im ersten Moment natürlich die Glanzrolle die damals Hoffmann inne hatte. Shootingstar Rami Malek fehlt noch die variantenreiche Perfektion in der Darstellung, man muss allerdings festhalten, dass da viel nicht mehr fehlt. Der wird noch groß und spätestens, wenn das QUEEN-Biopic auf die Leinwand kommt wird er durchstarten.

Handwerklich muss man sich keine Sorgen machen, hier wurde ordentliche Arbeit geleistet und weitestgehend auf CGI verzichtet, was hier mal nicht wie Marketinggeplapper wirkt. Dass in Belgrad und Malta gedreht wurde glaubt man sofort und so kommen die Landschaftsaufnahmen wunderbar zur Geltung und wirken gleichzeitig als wunderschöner goldener Käfig für die Gefangenen.

 

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© Constantin Film

Storytechnisch wird für Freunde des Originals natürlich wenig Neues geboten. Neu ist, dass wir eine Einführung von Papillon bekommen was wirklich einen besseren Einstieg ermöglicht. Im Gegenzug wurden aber auch viele kleine Szenen entfernt (z.B. die Krokodilszene) wodurch das Remake eine knappe halbe Stunde weniger läuft und man so den Eindruck gewinnt, dass man wenigstens im Ansatz probiert doch auf mehr Tempo zu setzen, trotz der immer noch gegebenen 2 Stunden Laufzeit.

Am Ende des Tages haben wir ein Remake welches man als geglückt ansehen kann. Der Dekaden-lange Kampf um den Überlebenswillen und den Blick auf die Hoffnung irgendwann wieder frei zu sein hat auch hier wenig von seiner Kraft verloren. Besonders Leute die das Original nicht kennen dürften hier Gefallen finden, denn auch Papillon 2017 ist ein stark gespielten ernstes und auch sehr menschliches Drama um Freundschaft gepackt in ein interessantes Setting. Wer allerdings das Original liebt dürfte sich möglicherweise an dem etwas glatteren, weil einfach neueren, Look stören. Zumal auch manches letzten Endes etwas zu komprimiert wirkt. Unterhalten wird man auf jeden Fall mit beiden und Hunnam und Malek spielen groß auf. Allein dadurch, dass solche ruhigen Abenteuerdramen im Kino Mangelware sind sollte man ihm eine Chance geben.

 

Papillon - Bewertung

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