KRITIK: JEAN-CLAUDE VAN DAMME SPECIAL #13: STREET FIGHTER

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© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Autor: Tom Burgas

Ein Meisterwerk, jeder Frame eine Spritze guter Laune in die Pinjata meines Herzens. Ein Film der kam, sah und unterging, mit wehenden Fahnen und der amerikanischen Flagge auf dem schwitzenden Bizeps. Nehmt die Arcade-Sticks in die Hand und steckt die Fackeln und Mistgabeln gleich wieder weg, denn ich werde diesen Film verteidigen als würde ich Chun Li’s Oberschenkel als Preis dafür liebkosen dürfen.

Macht euch bereit für eine Zeitreise in das Jahrzehnt des schlechten Geschmacks, in unsere Kinderzimmer voller 18er VHS-Kassetten und Wrestling-Figuren. In das Jahrzehnt, in der jeder normale kleine Junge irgendwann einen Freudenstoß von sich gab, weil er mit Zangief den 360 Grad-Piledriver hinbekam. Willkommen bei STREET FIGHTER.

 

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© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

STREET FIGHTER war und ist Liebe. Liebe für harte Handkanten, für Hadoukens und auch Liebe für  blutige Prügeleien unter Brüdern, da man eine Niederlage einfach nicht gutheißen konnte. Street Fighter war zeitweise die Bibel für jedes kleinen Kind, mich eingeschlossen. Dann kam da eines Tages dieser Moment, die Nachricht die alles veränderte. Höchstwahrscheinlich gelesen in der Bravo oder der Limit oder was man als pseudocooles Nerdkind sonst so las. STREET FIGHTER soll verfilmt werden!!

Nachdem man die erste Schnappatmung überstanden hat, kam gleich der nächste Flashkick in das ach so junge Gemüt: Jean-Claude Van Damme spielt die Hauptrolle!!!! Damit war mein Shadaloo eigentlich schon gerettet. Aber probieren wir uns ein wenig zu zügeln und nachzuvollziehen warum diese Zierde unter den Videospielverfilmungen auf so großartige, unterhaltsame Weise scheitern MUSSTE.

Auftritt Steven E. De Souza, seines Zeichens DER Drehbuchautor der 80er wenn es um stilbildende Action geht. Auf sein Konto gehen Geschenke an die Menscheit wie NUR 48 STUNDEN, PHANTOM KOMMANDO, STIRB LANGSAM oder RUNNING MAN. Herr de Souza bekam eines Tages einen Anruf von einem Kollegen und Produzenten, welcher ihn darauf aufmerksam machte, dass Leute von Capcom (Entwickler vom STREET FIGHTER-Game) in der Stadt wären und ob er ein Treatment innerhalb von 24 Stunden schreiben könne. Er sagte zu, kannte das Spiel nur über seinen Sohn und das sollten schon die ersten Anzeichen des Chaosfilms sein.

 

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© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Er bekam tatsächlich den Zuschlag den Film machen zu dürfen, immerhin hatte sein Name auch Rang. Es gab allerdings so manche Auflagen und zu dieser zählten, dass die 16 Hauptcharaktere im Film vorkommen sollten. Ihr versteht langsam das Dilemma? 🙂

Da haben wir also jemand der noch nie selber Regie führte, der unter Auflagen drehen soll und zudem keine Ahnung von der Materie hat, na dann Augen zu und durch!! So reagierte ich dann damals wie wohl 90% aller Zuschauer. Meine Kindheit fühlte sich vergewaltigt. Obwohl die Einnahmen was anderes aussagen, war und ist Street Fighter in den Augen vieler Leute verbrannte Erde.

Dabei ist STREET FIGHTER eine der größten Partysausen seit „Schindlers Liste“. Eigentlich sollte man bei einer Spielumsetzung entscheiden, ob man den Inhalt in die realistische Welt übertragen will oder die Spielwelt selbst zum Leben erweckt. De Souza scheißt auf alles und probiert beides gleichzeitig.

 

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© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Ryu und Ken sind nicht mehr die Hauptfiguren, sondern van Damme als Guile, ein Colonel der amerikanischen Armee, stilecht mit belgischem Akzent. Der will M.Bison aufs Maul geben, da dieser mit seiner Shadalooarmee Geiseln genommen hat und Milliarden erpressen will. Kennste einen Diktator kennste alle. Eine persönliche Rechnung gibt es auch noch und schon ist die Alibistory fertig. Bison, der im Spiel ein muskelbepackter Psycho mit Gedächtniskinn ist, wird hier vom eher schmächtigen Raul Julia verkörpert. Leider sollte dies seine letzte Rolle sein, die er im kranken Stadium annahm, da sein Sohn großer Fan des Spiels war. Das hat schon eine recht bittere Note, allerdings gibt Julia seinem Bison ein ganz eigene Note.

STREET FIGHTER verschließt sich jeder normalen Wertung, angefangen bei der Umsetzung der Charaktere. Bei wirklich jedem Charakter fragt man sich was die sich nur dachten. Ryu und Ken, die feuerballwerfenden Helden (HADOUKEN!!!!) sind hier irgendwelche Sidekicks, ersterer immerhin von Byron Mann verkörpern (WU ASSASSINS). Ewige Nebendarsteller wie Ming Na Wen (AGENT OF SHIELD) Wes Studi (ewiger Filmbösewicht) oder Kylie Minouge, die in Amiland keine Sau kennt, bedecken das Areal. Immerhin hat Van Damme die Gunst der Stunde genutzt und mit Miss Minouge eine Affäre begonnen, welche seine Ehe gefährdete, gehört hier nicht hin, aber verstehen tun wir ihn alle.

Was wir allerdings nicht verstehen ist die Tatsache, dass die meisten wenig bis keine Kampferfahrung haben. Zwar wurden sie von Benny Urquidez am Set trainiert, geholfen hat es wenig. Das wofür STREET FIGHTER steht, schwächelt hier am Meisten: Den Kämpfen. Aber dadurch, dass der ganze Film eben Panne ist wären richtig gute Kämpfe irgendwie fehl am Platz. Es geht damit los, dass ein Kampf zwischen Ryu und Vega groß aufgebauscht wird nur um dann von Van Damme und seinem Panzer unterbrochen zu werden. Dann hätten wir noch Zangief gegen Honda die sich durch eine Miniaturstadt prügeln, mit Godzillasounds unterlegt und vergessen wir doch bitte nicht den Endkampf, in dem Byson auf einmal fliegen kann! Zur Entschuldigung: Das kann er auch in der Vorlage. Die Erklärung warum er dies auf einmal beherrscht ist allerdings purer Trashzucker.

 

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© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Noch nicht genug? Die UN heißt hier AN (Allied Nation), weil sie dem Regisseur gedroht haben, dass er sie ja nicht im Film einbauen soll, van Damme schauspielt in seiner Rede als ginge es wirklich um den Weltfrieden und Blanka hahah Leudde, Blanka wird zu dem uns bekannten Monster, weil er sich böse Bilder und Videos in Dauerschleife angucken muss, ist das nicht gar wunderbar??

Toll wird die Scheiße jedoch erst so richtig dadurch,, dass der Film eben ordentlich Budget hat und alle die Chose halbwegs ernst nehmen. Und gerade DAS darf man als Zuschauer und besonders als Fan einfach nicht. Wer ihn allerdings als das sieht was er ist, pures unfreiwilliges Comedygold, der kann den Sekt knallen lassen und jedes mal einen heben wenn irgendwas zum Kopfschütteln animiert. Es ist eine Schande dass er nicht wie zum Beispiel, THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW, jährlich aufgeführt wird, die Leute sich verkleiden und es Musicalversionen von gibt.

 

Street Fighter - Bewertung

Blu-Ray-Cover und Bilder © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

 


 

VAN DAMME SPECIAL #13 – STREET FIGHTER

 

 

In unserem 13. Van Damme Special feiern Tom und Christoph mit STREET FIGHTER die vielleicht beste Videospielverfilmung aller Zeiten. Klar, die Umsetzung der legendären Capcom-Games-Reihe hat ihre Schwächen, aber als Partyfilm ist der abdrehte Wahnsinn pures Gold.

Also liebe Hörer, streift den Kampfanzug über, begebt euch in Heldenpose und lasst die Feuerbälle fliegen, denn mit dem STREET FIGHTER-Podcast beginnt beim „Cine Entertainment Talk“ die HADOUKEN-Zeit.

 

PS: Ihr könnt uns ab sofort auf Patreon unterstützen :-).
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Liebe Grüße, Euer Team von www.entertainment-blog.net