KRITIK – JAMES BOND – SPECTRE

 

© MGM / 20th Century Fox Home Entertainment.

Autor: Marcel Flock

Eines der umstrittensten Highlights dieses Jahres, auf das sich viele Filmfans freuen, ist neben dem neuen „Star Wars“ der neue „James Bond“. Jedoch aufgrund des Sony-Hacks, des Drehbuchleaks, der Pannen am Set bzw. einiger Nachdrehs war die Skepsis größer denn je, ob er es überhaupt rechtzeitig ins Kino schafft und welche Auswirkungen das alles auf den Film hat, der mit dem Titel „Spectre“ einigen Bond-Enthusiasten ein Schmunzeln im Gesicht zaubern dürfte. Natürlich ist damit die Terrororganisation um Superschurke Ernst Stravro Blofeld gemeint, jedoch auf mehrmaliges Nachfragen der Journalisten verneinte Waltz, der Bonds Gegner verkörpert, Blofeld im Film zu sein. Allerdings hat Cumberbatch damals auch verneint, Khan zu verkörpern bei „Star Trek Into Darkness“; das Ergebnis davon ist uns allen ja bekannt.

Leider ist „Spectre“ selbst für hartgesonnene Bond-Fans eine echte Enttäuschung geworden. Obwohl der Ansatz, das Klassische von Bond mit der aktuellen Situation der Überwachung heutzutage, zumindest in der Theorie, gar nicht so schlecht klang. Zumal Sam Mendes mit dem grandiosen „Skyfall“ bewiesen hat, dass sowas durchaus machbar ist. Leider hat der Gute im Fall von „Spectre“ sich etwas zu viel vorgenommen, denn, wie wir schon aus anderen Beispielen wissen, siehe „Avengers: Age of Ultron“, ist größer, weiter, besser nicht immer die beste Strategie. Denn meistens leidet darunter die Qualität, so sehen Effekte, die das A und O bei einer über 270-Millionen-Dollar-Produktion sind, aus, als hätte sie ein Praktikant in seinem Wohnzimmer in fünf Minuten zusammengeschustert. Bestes Beispiel dafür ist das einstürzende Gebäude in der Anfangssequenz oder der Kampf im Hubschrauber.

 

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Auch actiontechnisch hat der neue Bond nachgelassen. So ist die Verfolgungsjagd in Rom noch recht spannend inszeniert, aber der Film lässt spätestens ab Österreich erheblich nach, beruft sich auf schon Bekanntes, siehe Zugszene, schlecht kopiert aus „Liebesgrüße aus Moskau“. Wahrscheinlich wollte Mendes damit den früheren Bond-Filmen huldigen, was aber komplett nach hinten los geht. Die größten Mängel allerdings weist der Film ganz klar in der Geschichte auf. So wird Bonds Vergangenheit recht öde und ausführlich thematisiert, aber Einblicke in die Abläufe der mysteriösen Organisation Spectre sucht man vergeblich. Stattdessen bekommt der Zuschauer einen zähen Zweikampf zwischen Bond und seinem Rivalen Oberhauser geliefert, der spätestens nach zehn Minuten beim Zuschauer ein leises Gähnen erzeugt. Apropos Bondgegner: Man hat beim guten Christoph Waltz langsam das Gefühl, dass er auf Autopilot läuft, denn egal, ob „Spectre“, „Green Hornet“ oder „Django Unchained“ – Waltz spielt immer gleich und das wird auf Dauer echt eine physische Belastung, vor allem weil man weiß, dass er mehr kann.

Aber „Spectre“ hat ja glücklicherweise auch ein paar positive Seiten wie zum Beispiel die wunderschöne Eröffnungssequenz in Mexico City am Tag der Toten oder allgemein die Auswahl der Drehorte ist echt gelungen. Eine unerwartete Überraschung ist auch Madelaine Swann, verkörpert von Newcomerin Lea Seydoux, die ein gutes Gegenstück zum abgestumpften, kühlen 007 bildet. Allgemein harmoniert der Cast im Film gut miteinander und auch Nebencharakteren wie Q oder Moneypenny wird aussreichend Screentime zur Entfaltung geboten. Die einzige, die etwas vernachlässigt wird, ist Bondgirl Monica Bellucci, die einen kurzen, prägnanten Auftritt von zehn Minuten hat.

 

James Bond - Spectre - Bewertung

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