KRITIK: BLEEDING STEEL

© Splendid Film/WVG
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Autor: Kevin Zindler

Zum Inhalt: Polizist Lin erhält eines Nachts einen brisanten Auftrag: Seine Spezialeinheit muss den Genetikforscher Dr. James sofort in Sicherheit bringen. Die Arbeit des Wissenschaftlers kann den Lauf der Welt verändern, weshalb dieser in tödlicher Gefahr schwebt. Kaum vor Ort angekommen, wird Lins Team von maskierten Söldnern mit futuristisch anmutenden Waffen gnadenlos dezimiert, der Forscher stirbt. Nur mit Glück überlebt Lin das Massaker. 13 Jahre später tauchen plötzlich Dr. James‘ verloren gegangene Forschungsergebnisse in einem Buch auf. Grund genug für Lin, der Sache auf den Grund zu gehen. Während seiner Recherchen trifft er auf neue Verbündete, aber auch auf alte Widersacher, die noch eine Rechnung mit Lin offen haben…

Jackie Chan Filme gibt es wie Sand am Meer. Warum auch nicht? Sie sind beliebt wie eh und je und spülen – insbesondere in China – einen Haufen Geld in die Kassen. Seine letzten Produktionen – SKIPTRACE, KUNG FU YOGA und RAILROAD TIGERS – waren allesamt Hits, wiewohl die Streifen hier in Deutschland ohne Kino-Umschweife direkt für den VOD/DVD/BLU-RAY Markt ausgewertet wurden. THE FOREIGNER stach dabei besonders heraus, da Chan seinem Alter entsprechend agierte und gänzlich ohne Slapstick und Humor auskam. Auch die Kämpfe waren sehr realistisch gehalten, weswegen der chinesische Superstar trotz seiner mittlerweile 64 Länze noch eine glaubhafte und gute Figur machte. Nicht falsch verstehen! Chan ist immer gut, dennoch ist deutlich sichtbar, dass er bei temporeichen, typischen Chan-Filmen, wie dem hier vorliegenden BLEEDING STEEL, ohne technische Tricks und andere Kniffe (eine Kampfszene absolviert er mit Sturmhaube) nicht mehr auskommt. Das ist prinzipiell völlig verständlich und auch ok, bei einer Legende, die dafür bekannt ist, alle waghalsigen Stunts und Kämpfe selbst zu machen, fällt dieser Aspekt aber schon etwas negativ ins Gewicht. Zumindest vom Fan-Gefühl her. Diesbezüglich fiel die Rollenauswahl des Martial-Arts Künstlers in den letzten Jahren nicht immer glücklich aus, auch wenn es ihm viele Fans verzeihen mögen, was die Einspielergebnisse ja eindrucksvoll belegen.

 

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Die Geschichte von BLEEDING STEEL ist ein wenig verworren. Es fängt damit an, dass der Spezialagent Lin Dong (Jackie Chan) Mühe hat, seiner kleinen Tochter auf dem Sterbebett die nötige Aufmerksamkeit zu geben, da sein Job es erfordert, einen Zeugen zu beschützen. Also lässt er seine sterbende Tochter zurück, um einen Wissenschaftler zu retten. Der Wissenschaftler Dr. James (Kim Gyngell) hat an der Biogenetik herumgebastelt und supermenschliche Soldaten erschaffen. James Experiment schlägt fehl, woraus der kommende Bösewicht Andre (Callan Mulvey) – eine Mischung aus Pinhead und Voldemort – entsteht. Er ist ein Übermensch, der Kugeln, Laser, Explosionen und sogar einen Stich ins Gehirn überleben kann. Er will James biomechanisches Herz, weil es ihm noch bessere Kräfte verleiht. Nichtsdestoweniger vereitelt Dong  die Pläne des bösen Buben. BLEEDING STEEL zeigt sich in internationaler Größe und setzt die Vorlage von Chans großen Filmen in großen Städten fort. Denn die Handlung setzt nun 13 Jahre später in Sydney an. Von da an werden neue Charaktere vorgestellt, darunter Nancy (Ouyang Nana) und Leeson (Show Lo), die das junge flippige Paar des Films mimen. Nancy hat das berüchtigte mechanische Herz in ihrer Brust und sie hat auch das Blut von Dr. James, was sie zu einem Supermenschen macht, aber das weiß sie vorerst nicht. Und einen wichtige Sache weiß sie ebenfalls noch nicht, doch spoilern wir die große Überraschung natürlich nicht. Um es kurz zu machen: Nancy, Leeson und Lin Dong bekämpfen gemeinsam Andre. Und das zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Währenddessen kommt es zu einigen storytechnischen Wendungen.

 

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BLEEDING STEEL fängt verdammt ernst und actionreich an. Eine echte Ballerorgie, ziemlich brutal. Doch im Laufe der Geschichte kommt es zu immer mehr humoristischen Einlagen, die einfach nicht hineinpassen mögen. Zudem kommt der Streifen als eine Art Mix aus Superhelden, Science-Fiction und Actionfilm daher, aber auch das mag nicht so recht ins Gesamtbild passen. Viele Stunts sind natürlich auf höchstem Niveau (zum Beispiel ein furioser Kampf auf dem Sydney-Opernhaus), diesbezüglich bekommt man natürlich wieder solides Chan-Futter geboten. Doch krankt es oftmals am bestenfalls durchschnittlichen CGI. Der Bösewicht ist allerdings erste Sahne, doch ist dieser eigentlich schon wieder zu Böse, dafür, dass so viele Gags (die oft nicht zünden) seine bedrohliche Aura verpuffen lassen.

Aber nochmal zu unserem Helden Jackie Chan: Was hat er doch für geniale Filme gemacht. Er sprang von Gebäuden, rutschte auf gläsernen Wolkenkratzern und kämpfte akrobatisch gegen dutzende von Gegnern. Im Alter von 64 Jahren kann er diese Dinge nicht mehr ganz so gut, weswegen er – wie anfangs erwähnt –  auf diverse Tricks zurückgreifen muss. Nicht weiter schlimm, wäre es nicht DER Jackie Chan. Zudem sind diverse Gags und Slapstick-Einlagen schlicht und ergreifend nicht witzig. In einer der Kampfsequenzen wehrt Chans Charakter Martial-Arts-Schergen mit einem Zauberhut ab, der Karten und Hasen spuckt. Das passt nicht nur nicht, sondern zerstört den Science-Fiction Ton des Films und natürlich die vorher so mühevoll eingeführte, bedrohliche Situation. Diese Spielchen mögen bei vielen guten Chan-Filmen funktionieren, weil sie von Anfang an dieses Comedy-Feeling haben, nicht aber hier. Es gibt eine Menge unfreiwillig komischer Momente, die insbesondere westlich orientierte Filmfans mit der Nase rümpfen lassen werden. Bei allem Respekt vor dem immer noch großartigen Können des Meisters, aber die Zeit des tanzenden, kämpfenden, Sprüche klopfenden Alleinunterhalters ist in der Form, wie er in BLEEDING STEEL gezeigt wird, einfach vorbei. Er macht sich auf Dauer seinen tadellosen Ruf kaputt. Noch ist es nicht zu spät.

 

Bleeding Steel - Bewertung

Seit dem 27. April 2018 auf Blu-ray™, DVD und VOD erhältlich!

DVD-Cover & Bilder © Splendid Film/WVG.