Autor: Dominik Starck
Hölle auf Erden und Himmel für Horror-Fans: WEEKEND OF HELL 2016
Vom Freitag, den 4. November, bis Sonntag, den 06. November 2016 lud einmal mehr Europas größte Horror-Convention in die Turbinenhalle Oberhausen zum WEEKEND OF HELL (WoH). Der Veranstalter versprach ein breit gefächertes, dreitägiges Programm rund um die geladenen Star-Gäste und darüber hinaus eine Filmbörse auf 10.000 Quadratmetern. Zudem bekommen, wie inzwischen schon lieb gewonnene Tradition, auch Horror-Filmemacher der deutschen Independent-Filmszene Raum, ihre neuen oder kommenden Werke dem interessierten Publikum zu präsentieren.
ZWISCHEN CARPENTER UND ZOMBIE: STARPOWER
Das Star-Aufgebot konnte sich sehen lassen und deckte vor allem zahlreiche Kollaborateure von Horror-Meister John Carpenter (HALLOWEEN) ab, darunter seine Ex-Frau Adrienne Barbeau (THE FOG, DIE KLAPPERSCHLANGE), Tom Atkins (HALLOWEEN III, THE FOG) und Meg Foster (SIE LEBEN!, MASTERS OF THE UNIVERSE). Auch Natasha Henstridge aus Carpenters vorläufigem Abgesang GHOSTS OF MARS war zugegen, doch das Ex-Model zog vor allem Fans des Films SPECIES an, mit dem sie textilsparend ihren Durchbruch hatte. Nicht selten konnte man an dem Wochenende Stimmen vernehmen, dass die gut 20 Jahre seit ihrer Hauptrolle als tödliche Eve an der heute 42-Jährigen nahezu spurlos vorbei gegangen sind. Meg Foster wiederum war auch in den letzten beiden Filmen von Musiker und Filmemacher Rob Zombie zu sehen, dessen aktuelles Werk „31“ mit zahlreichen weiteren Darstellern auf der WoH vertreten war.
Als weitere Highlights der Gästeliste kann man „Re-Animator“ Jeffrey Combs (THE FRIGHTENERS, STAR TREK), Sean Patrick Flanery (DER BLUTIGE PFAD GOTTES 1+2, POWDER) und James Remar (DEXTER, DJANGO UNCHAINED) bezeichnen. Weitere Gäste waren Uwe Bolls Hauptdarsteller Zack Ward (POSTAL) und Brendan Fletcher (RAMPAGE-Reihe). Weniger bekannt (zumindest noch) aber nicht weniger sympathisch erwies sich Leo Fafard, dessen WOLFCOP 2014 ein kleiner Festival-Hit wurde. Auch wenn Fafard noch nicht viele Details preisgeben durfte: die noch blutigere Fortsetzung des haarigsten Cops der Filmgeschichte folgt in Kürze.
Alle Gäste und ihre filmischen Verdienste aufzuzählen würde hier fast den Rahmen sprengen, doch letztlich wurde für jeden schaurigen Geschmack zwischen Klassikern und Moderne etwas geboten. Um es gleich vorweg zu nehmen: auch bei diesem Event wurde das beeindruckende Aufgebot an Star-Gästen im Vorfeld der Veranstaltung von einigen schmerzhaften Absagen gebeutelt. Unter anderem mussten der originale „RoboCop“ Peter Weller (BUCKAROO BANZAI) und Make-Up-FX-Legende Tom Savini (DAWN OF THE DEAD, FROM DUSK TILL DAWN) ihre Auftritte absagen. So schmerzlich derlei Ausfälle auch sind, gehören sie bei Conventions leider mehr oder weniger dazu.
NACH HALLOWEEN KOMMT DER NEBEL DES GRAUENS ZUM MUSIKALISCHEN ANSCHLAG BEI NACHT
Neben den verschiedenen im Eintrittspreis inkludierten Angeboten wie die unterhaltsamen Bühnen-Q&As, Filmbörse, Filmscreenings usw. gab es erneut eine breite Palette optional erwerbbarer Dinge wie Foto-Shootings und Autogrammstunden mit den Stars zu Preisen ab 20,00 EUR aufwärts. Darüber hinaus konnte man an persönlichen „Meet & Greet“-Treffen teilnehmen oder auch ein Ticket für das alljährliche „Dinner mit den Stars“ kaufen. Dieses wurde zugunsten eines bisher in diesem Bericht ausgeschwiegenen Höhepunktes vom Samstag auf den Freitag vorverlegt.
Am Samstagabend gab Regie-Ikone John Carpenter das einzige Deutschland-Konzert seiner Live-Musik-Tour 2016, bei der er zahlreiche seiner legendären Kompositionen aus HALLOWEEN, ASSAULT ON PRECINCT 13 oder auch MÄCHTE DES WAHNSINS spielte. Begleitet von einer Band, zu der auch sein Sohn Cody Carpenter gehörte, mischte der Altmeister mit sichtlicher Freude am Musizieren die Soundtracks ganzer Generationen von Film-Fans mit Stücken seiner beiden Alben „Lost Themes“ und „Lost Themes II“, die nicht minder gut beim Publikum ankamen.
Zwar verging das knapp eineinhalbstündige, atmosphärische Konzert wie im Flug und nicht wenige Besucher hätten ihm gerne noch länger gelauscht, doch als Carpenter und Band mit dem Thema von CHRISTINE die musikalische Gänsehaut-Achterbahn beendeten sah man überall an Theke und Merchandising-Stand nur zufriedene Gesichter.
Obwohl Carpenter am Sonntag leider nicht für eine Q&A auf die Bühne kam fanden sowohl ein Foto-Shooting als auch eine Signierstunde statt, die großen Zuspruch fanden.
HONORABLE MENTIONS: DEUTSCHE INDIE-FILMER UND LABELS
Über die Jahre hat die WoH einen fast familiären Charakter bekommen, trifft man doch trotz großer Menschenmassen regelmäßig vertraute Gesichter der vorigen Conventions unter Besuchern und Ausstellern. Obwohl es kaum möglich ist, in einem Artikel wie diesem alle vertretenen Print-Magazine, Comic– oder Hörspiel-Anbieter und Filmemacher zu erwähnen, seien hier exemplarische einige genannt, mit denen der Autor dieser Zeilen persönlichen Kontakt hatte. So überzeugte vor allem, dass erneut neben den vielen Händlern auch Heimkino-Labels (u.a. Wicked-Vision) direkt auf der Börse vertreten waren. Hier sollen vor allem Nameless Media und im Besonderen Turbine Media hervorgehoben werden, da sowohl deren Angebot als auch die Betreuung am Stand mehr als nur vorbildlich war. Es wird eine Freude, die Labels auf dem nächsten Event wieder zu besuchen.
Erneut vor Ort war die engagierte britische Produktionsgesellschaft Dead Mous Productions, die u.a. ihre ultimative HELLRAISER-Dokumentation LEVIATHAN präsentierte, von der man sich im letzten Jahr an gleicher Stelle bereits ein erstes Bild machen konnte. Unter den deutschen Independent-Filmern fanden sich u.a. DARWINS LAW von Praetoria Productions (dem Team hinter dem Zombie-Erfolg BUNKER OF THE DEAD) und das vielversprechende Vampirfilm-Projekt MONTRAK von Stefan Schwenk, das samt hochmotiviertem Team, Foto-bereitem Hauptdarsteller Florian Freiberger und schicken Merchandising-Artikeln vertreten war. Auch SCARS OF XAVIER, das derzeit in der Nachbearbeitung befindliche Spielfilm-Debüt des Kurzfilm-erfahrenen und als Cutter vielbeschäftigten Kai E. Bogatzki, hatte bereits einen gut besuchten Stand. Bereitwillig standen Bogatzki und Team sowie die anwesenden Darsteller Rede und Antwort und boten u.a. auch limitierte Teaser-Poster zum Film feil.
FINALER KILL: FAZIT UND AUSBLICK
Sonntagnachmittag fängt auf einmal die große Unruhe an. Die ersten Kisten werden gepackt, die Masse der Besucher tritt den Heimweg an. Als Wiederholungs-Besucher wird man leicht melancholisch, heißt es doch einmal mehr Abschied nehmen von einer zwar auch stressigen und bei breitem Interesse schnell kostspieligen aber doch schönen und abwechslungsreichen Veranstaltung unter Gleichgesinnten.
Als Höhepunkt bleibt definitiv das John Carpenter Konzert in guter Erinnerung. Bei den Star-Gästen gab es die übliche Quote an solchen mit sonderbarem Gebaren aber eine überwiegende Masse an positiven Erlebnissen und Gesprächen. Vor allem Altstars wie Barbeau und Atkins zeigten sich stets freundlich, offen und gesprächsbereit, Flanery, Combs und „Jason Vorhees“ Ken Kirzinger (FREDDY VS. JASON, WRONG TURN 2: DEAD END) zeigten sich ebenso von ihrer Schokoladenseite wie Henstridge, die bekennend nicht einmal ein großer Horror-Fan ist, wie sie auf der Bühne gesteht.
Im April 2017, genauer gesagt am Wochenende 08./09. April, geht das WoH bereits in die nächste Runde. Weitere Informationen bietet der Veranstalter unter www.weekendofhell.com und natürlich aktuell auf Facebook unter www.facebook.com/weekendofhell.
Das gleiche Kreativteam wird aber bereits früher wieder in Erscheinung treten, denn vom 02. bis 04. Dezember 2016 holt es wieder Stars und Sternchen nach Deutschland, wenn in Dortmund die nächste German Comic Con stattfindet. Für die wurden bereits Stars wie Ron Perlman (SONS OF ANARCHY, HELLBOY 1+2), Michael Madsen (HATEFUL 8, RESERVOIR DOGS), Danny Glover (LETHAL WEAPON-Reihe) sowie Kultstar David Hasselhoff (KNIGHT RIDER, BAYWATCH) und Comic-Künstler wie Sana Takeda (X-MEN), Kinoplakat-Meister Enzo Sciotti (TANZ DER TEUFEL) oder Ingo Römling (STAR WARS REBELS) angekündigt.