KRITIK – JEAN CLAUDE VAN DAMME SPECIAL#2: BLOODSPORT

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© 2016 MGM/Twentieth Century Fox

Autor: Tom Burgas

So, vergesst mal „Ben Hur“, „2001“ oder euren komischen „Lawrence von Arabien“. Jetzt kommt  nämlich der einzig wahre Kultfilm, den man als solches bezeichnen darf. Ihr Kinder der 80er, haltet respektvoll die Luft an, denn es wird jetzt über „Bloodsport“ geredet. Oft kopiert, nie erreicht! Aber jetzt mal im Ernst, „Bloodsport“ war nicht nur ein Achtungserfolg, sondern auch die  Karriereleiter für unsere allerliebste Spagatgrinsekatze. Der Kampfsportfilm baute sich solch einen Ruf auf, wie nur wenige zuvor, ähnlich wie etwa „Der Mann mit der Todeskralle“ oder heutzutage vielleicht „Ong Bak“, „The Raid“ oder auch „Undisputed“. In den aktuellen Genrefilmen haben die Kämpfe natürlich noch mehr Schmackes, aber damals war „Bloodsport“ für viele kleine und große Jungs der heilige Gral und Jean-Claude Van Damme auf einmal der neue Actionstar auf den viele warteten.

Dabei sah es anfangs so aus, als würde der Film nie das Licht der Welt erblicken, aber erstmal alles  auf Anfang: Cannon Films (kurz ein Freudentränchen wegdrücken bitte!!) suchte nach einem neuen Gesicht und zwar wollten sie jemanden der nicht nur glaubhaft den bösen Buben den Schmalz aus den Ohren kloppen kann, sondern der auch bei den Frauen gut ankommt und deren Höschen sinnlos macht. Zeitgleich schrieb Sheldon Lettich (den wir in den Specials noch häufiger nennen werden) an einem Drehbuch. Die Story entstand durch die Bekanntschaft zu Frank Dux, einem Kampfsportprofi der ihm von einem geheimen Turnier erzählte – welches er angeblich gewonnen hätte. Das passte dem Belgier natürlich wie Arsch auf Eimer und die Legende besagt, dass sich – etwa zur selben Zeit – Van Damme mehr oder weniger ein Treffen mit Menahem Golan (Teilchef bei Cannon) erschlich, dort einen auf dicke Hose machte mit seinen Kicks und damit Erfolg hatte. Daraufhin ließ zwar Cannon 1 Mio Budget springen, aber wirklich geblaubt haben die Studiobosse an den Turnier-Klopper nicht.

 

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© 2016 MGM/Twentieth Century Fox

Das merkt man auch bei der Regiewahl, die auf Newt Arnold fiel, der als Second Unit Director so manche Perlen vorweisen kann, aber in alleiniger Regie davor nur zwei Projekte hatte, die kaum Erwähnung verdienen. Danach kam übrigens auch nichts mehr, was aber andere Gründe hat, auf die ich später zurückkomme.

Zur Story muss man nichts groß erzählen, denke ich. Frank Dux (Van Damme sieht niemals aus wie ein Frank 🙂 ) flüchtet aus der Armee um seinen Meister mit der Teilnahme am Kumite zu Ehren. Da geht es Runde um Runde verschiedenen Kampfsport-Assen an die weichgeklopfte Birne, bevor es Obermufti Chong Li zu besiegen gilt, der bis dahin schon bewiesen hat, dass er nicht gerade ein Anwärter auf den Friedens-Nobelpreis ist. Natürlich gilt es noch eine holde Maid klar zumachen und den Wichtelmännern der Armee zu entfliehen. Also ein Same Day in the Office für Jean Claude.

Bei den Schauspielern ließ man sich nicht lumpen und bewies ein recht sicheres Händchen, neben van Damme ist wohl Bolo Yueng am erinnerungswürdigsten. Vor seinem Chong Li hatte ich als Kind mehr Angst, als vor Darth Vader und das heißt schon was. Yeung zieht richtig fies vom Leder und kann kaum hassenswerter sein. Donald Gibb macht als Sidekick eine gute Figur, so dass er danach immer mal wieder kleinere Auftritte in Genre-Produktionen hatte, wobei er letztlich als der eine lustige Typ aus „Bloodsport“ in Erinnerung blieb. Leah Ayres als Love Interest bleibt blass und unbedeutend. Aber dafür haben wir jemanden der nach 30 Jahren so gar nicht da rein passen will, Forest Whitaker!!! Dem man hier schon anmerkt, dass er über eine besondere Ausstrahlung verfügt.

 

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© 2016 MGM/Twentieth Century Fox

So gut das jetzt alles schon klingt, aber fast hätte es diesen Film nicht gegeben, denn die Geldgeber waren mit dem Ergebnis alles andere als zufrieden und wollten ihn im Giftschrank verrotten lassen. Van Damme glaubte allerdings an das Projekt, sah aber auch ein, dass der Schnitt und die Musik eine Katastrophe waren und setzte sich selber ran. Welch Zufall, dass er vielmehr Kampfszenen mit sich selbst reinschnitt und sich öfter ins Licht rückte. Allerdings anscheinend die richtige Wahl, denn nun war man in der Chef-Etage begeistert. Nur der Regisseur Arnold und Drehbuchschreiber Lettich wollten eine Veröffentlichung verhindern und diese Schnittfassung einklagen, was ihnen nicht gelang.

Schlussendlich wurde „Bloodsport“ für Van Damme und Cannon eine Geldanlage, wie sie es nur selten erlebten. Nachdem er erst 2 Jahre nach dem Dreh nun doch noch ins Kino kam, spielte der B-Streifen 65 Millionen weltweit ein. Da der Videomarkt zu der Zeit schon boomte, machte das fast alle glücklich und Van Damme nun zu dem Star der er heute immernoch teilweise ist.

„Die größte Frage ist natürlich ob er heute noch funktioniert?!“ Ich sage ja und das nicht nur  – wie bei „Karate Tiger“  – aus reinem Spaß am sympatischen Müll. Der ist zwar auch vorhanden, andererseits ist hier schon sehr viel mehr Professionalität zu spüren. Als Hauptdarsteller ist van Damme hier schauspielerisch zwar auf der Höhe einer Kaffeetasse, jedoch hat er unwiderlegbares Charisma, ist körperlich fit und weiß sich kampfsporttechnisch in Szene setzen. Anders als die bärtigen Haudegen zu der Zeit, ist Jean Claude eben das was Golan wollte, der gutaussehende Sunnyboy der ordentliche Handkanten verteilen kann. Zudem merkt man den Kämpfen an, dass sie von Leuten vollzogen werden, die wissen was sie tun. Die Kampfchoreografen wurden übrigens vom echten Frank Dux inszeniert. Natürlich können diese mit keinem „Undisputed“ mithalten, aber sie sind nach 30 Jahren immernoch schön knackig. Man fühlt sich ein wenig wie in einem Videospiel, wo man sich freut, dass jetzt der Kickboxer gegen den Karateka antritt. Das macht den Film auch mehr als kurzweilig, gerade da auch die Nebenstränge ein angenehmes Tempo haben und auch die komödiantischen Spitzen keinem wehtun. Anders die Hose und die Lederjacke von van Damme, aber scheiße, die Kampfbeule macht den Di’Mak, also darf er das!

 

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© 2016 MGM/Twentieth Century Fox

Wer ihn also immernoch nicht kennen sollte (die Leute gibt es wirklich!!) darf einen angenehmen Klopper erwarten, der heute noch funktioniert, solange er mit klischeehaften 80er Jahre Cannon-Inszenierungen leben kann. Hier geht es eben um kernige Typen die Anderen die Goldzähne ausschlagen und nicht um tiefgreifende Charaktere. Der Rest hat ihn gefälligst eh in seiner Sammlung.

Dank des Erfolges mussten natürlich diverse Sequels her, jedoch hatte nur Teil 2 als Bindeglied noch Donald Gibb zu bieten. Getragen wurden Teil 2 bis 4 von Daniel Bernhardt.  Der direkte Nachfolger bietet sogar noch angenehme Kämpfe und kann noch am ehesten genossen werden. Auch ein Remake war oft im Gespräch, aber dazu wird es wohl nicht mehr kommen und wenn, ist es eher fraglich ob Van Damme damit was zu tun haben wollte. Gedreht wurde aktuell „Lady Bloodfight“, welcher wohl ein loses Remake nur mit Frauen darstellen soll, der voraussichtlich 2017 erscheinen wird.

Übrigens, wer nachforschen will, was es denn nun mit der wahren Geschichte hinter dem Kumite so aufsich hat, dürfte enttäuscht werden. Es gibt eine Doku über den echten Frank Dux, ein Unsympath auf ganzer Ebene (der wenn es nach ihm geht, Gott und die Welt verprügelt hat). Nach Sichtung der Dokumentation bleibt vieles der angeblich wahren Geschichte um Bloodsport zweifelhaft. Aber das soll uns nicht interessieren, denn wir haben unseren „Bloodsport“ bekommen.

 

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Info zur Wertung:

Van Damme-Fanwertung: 10 von 10

Realistische Wertung und damit weniger: knappe 7 von 10

 


 

VAN DAMME SPECIAL #2 – BLOODSPORT

 

Info: Ungeschnitten erhältlich in verschiedenen Hardboxen oder im Mediabook über ’84 Entertainment/MGM/Fox oder im handelsüblichen Amary-Case über Twentieth Century Foy/MGM.

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