KRITIK – FARGO – STAFFEL 1

© 20th Century Fox / MGM
© 20th Century Fox / MGM

Autor: Florian Wurfbaum

Nach der Bekanntgabe, dass aus der Kult-Crime Groteske „Fargo“ (1996) von den Coen Brüdern nun eine Serie entstehen soll, war ich äußerst skeptisch, ob die Macher ähnliche Qualitäten, wie in der Kinovorlage liefern können. Vielmehr stimmte ich trotz vieler gelungenen Fernsehserien, in den allgemeinen Tenor ein, dass den TV-Produzenten nun wohl auch nichts mehr einzufallen scheint. Und daher jetzt eben, wie zuletzt bei der Kinoindustrie, bekannte, erfolgsversprechende Marken beziehungsweise Franchise herhalten müssen, um möglichst sicheren Gewinn einfahren zu können. Doch meine Bedenken waren letztendlich unberechtigt, da sich die TV-Version des prämierten Coen-Meisterwerks als wahres Juwel der aktuellen Serienlandschaft erweist.

Zum Serieninhalt: Der in Bemidjii, Minnesota lebende Lester Nygaard (Martin Freeman) entpuppt sich als Versager auf ganzer Linie. Seine Ehefrau hält den Versicherungsvertreter für einen Schlappschwanz, sein Bruder schämt sich für ihn und im Job ist er ebenfalls eine reine Enttäuschung. Doch eines Tages wendet sich für den frustrierten Lester das Blatt. Denn im Krankenhaus kommt es zu einer folgenschweren Begegnung zwischen ihm und dem manipulativen Berufskiller Lorne Malvo (Billy Bob Thornton). Dieser ermutigt den vermeintlichen Verlierer sein Leben schlagartig zu ändern und bietet ihm dabei sogar Hilfe an. Zum selben Zeitpunkt finden die Polizisten der Kleinstadt einen unbekannten Toten, der lediglich in Shorts bekleidet unweit von einem Unfallwagen erfroren im tiefen Schnee lag. Diese beiden Ereignisse verweben sich in der darauffolgenden blutigen Nacht und halten die Polizisten und Einwohner gleich mehrerer US-Bundesstaaten für die nächste Zeit in Atem…

 

© 20th Century Fox / MGM
© 20th Century Fox / MGM

Sicherlich kann es im Vorfeld nicht schaden, den preisgekrönten, gleichnamigen Film gesehen zu haben. Jedoch ist dies nicht zwingend notwendig, da die 1996 entstandene Vorlage bis auf den Titel, das Setting und einigen skurrilen Wendungen nicht viel mit der Serie gemein hat. Dieser Umstand ist auch gleich die erste große positive Überraschung. Denn die, vom US Cable TV Sender FX in Auftrag gegebene, Geschichte entfaltet sich über die Dauer der 10 Folgen zu einem eigenständigen Werk, dass der Filmvorlage bezüglich Doppelbödigkeit, schwarzem Humor und skurrilen Ereignissen in nichts nachsteht. Vielmehr nutzen die Macher den größeren, zeitlichen Spielraum dazu, um eine noch tief gehendere Krimi-Groteske zu präsentieren, die das Thema meisterhaft auf eine neue erzählerische Ebene hievt. Hierbei erweist sich der schrullige, skurrile Humor als recht eigenwillig und könnte somit nicht jedem Zuschauer gefallen. Doch wer den Humor verinnerlicht hat und tiefer in das äußerst dicht erzählte Geschehen eintaucht, verliert sich förmlich in die hypnotisch schönen Schneelandschaften mit ihren merkwürdigen und großteils behäbig agierenden Figuren.

Auch das Erzähltempo ist aufgrund seines langsamen Pacings anfänglich gewöhnungsbedürftig. So dass der Zuschauer ein wenig Geduld mitbringen muss, bis dieser sich in der Fargo-Welt zurechtfindet. Aber dafür wird man letzten Endes mit einem vielschichtigen und zugleich hochgradig unterhaltsamen Serien-Juwel beglückt. Zumal die Serie, wie mittlerweile bei US-Serien nicht anders gewohnt, ebenfalls mit ihren technischen Attributen auftrumpft. So begeistert sowohl das stimmungsvolle, verschneite Setting, als auch der grandiose Soundtrack und die exzellente Kameraarbeit gänzlich und bewegen sich auf höchstem Kinoniveau.

Ebenso steht die Besetzung den hochgehängten Qualitäten der Kinovorlage in nichts nach und kredenzt dem Publikum wahre Glanzleistungen. So erhielt auch Billy Bob Thornton als stoisch ruhiger und gnadenloser Killer völlig zu Recht einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller in einer Drama-Serie. Zumal es der Amerikaner gar mit seiner brillanten Darstellung schafft, beim Zuschauer Sympathien für den an sich widerlichen Charakter zu erzeugen. Aber auch die weiteren Darsteller um Martin Freeman, Allison Tolman, Colin Hanks und Oliver Platt überzeugen vollends mit ihrem Schauspiel und stehen dem eigentlichen Star Thornton in nichts nach.

Zum Abschluss muss noch erwähnt werden, dass der Zuschauer einen gewaltgewohnten Magen aufweisen sollte, da die Bewohner von Minnesota nicht vor eruptiv eingesetzten Gewaltspitzen zurückschrecken.

 

Fargo - Staffel 1 - Bewertung

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