KRITIK: DIE VERLEGERIN – THE POST

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© 2017 Universal Pictures International Germany

Autor: Tom Burgas

Über DIE VERLEGERIN zu schreiben ist schwieriger als gedacht. Man kommt aus dem Kino und weiß den Film zwar einzuschätzen, aber man fragt sich, wie es Steven Spielberg mal wieder geschafft hat einen 2 Stunden lang zu fesseln, ohne dass man sich groß an was erinnert. Ihm ist es zu verdanken, dass ich mir selbst einen Film über ein Pferd angucke und diesen toll finde. Der US-Amerikaner ist eben völlig zurecht der bekannteste Regisseur der Welt. Zwar hat Spielberg seine ganz große Zugkraft schon seit langem verloren, aber dafür packen die Macher dann noch Tom Hanks und Meryl Streep in das Projekt und gut ist. Hanks ist immer noch der Liebling aller und Streep bekommt eh für alles einen Oscar. Sie könnte auch Statistin sein und bekäme eine Oscar-Nominierung als beste Nebenrolle. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, geht es hier auch noch um ein brisantes politisches Thema, welches irgendwie auch in unsere Zeit passt und man dabei den „kleinen“ Mann zum Helden erklärt.

Ihr wisst, dass ich es hasse die Story runterzurasseln, denn dafür gibt es Trailer, somit nur ganz kurz. Dass damals wie heute, die Politik lügt und betrügt, ist sowas wie ein ewiger Running Gag und wird sich wohl auch nie ändern. Ein Reporter entwendete zu Zeiten des Vietnamkrieges wichtige Dokumente, in denen ein Großteil der wahren Kriegsfakten enthalten war, und übergab diese brisanten Unterlagen zur Veröffentlichung an die  Washington Post. Unsinnig zu erwähnen, dass die großen Entscheidungsträger alles in ihrer Macht stehende taten, um das zu verhindern. Dies alles beruht auf wahren Begebenheiten und ich denke dieser Fall ist zu einem großen Teil dafür verantwortlich, dass sich die USA letzten Endes aus dem Vietnamkrieg zurückzog. Zumal man bedenken muss, dass der Watergate-Skandal praktisch Hand in Hand mit den genannten Vorkommnissen aufkam.

 

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© 2017 Universal Pictures International Germany

Hierbei liegt der Fokus auf den wichtigsten Figuren der Washington Post, einer Zeitung die damals noch nicht mit den „Großen“ mitschwimmen konnte und durch ihre erste weibliche Führungskraft (Meryl Streep) eigentlich ganz andere Probleme hatte. DIE VERLEGERIN, die das erste Mal wirkliche Entscheidungen treffen muss und dazu dann auch noch in solch einer Tragweite, ist natürlich interessant und da braucht man solch ein Schwergewicht wie unsere gute alte Meryl. Sie spielt toll, was nicht anders zu erwarten war, allerdings wird sie tatsächlich von Tom Hanks überschattet. Ein Unding, dass er nicht mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde. Ich durfte den Film im Original gucken und sein Schauspiel in Zusammenhang mit seiner Stimmarbeit ist hier einsame Spitzenklasse. Generell hat Hanks auch gefühlt mehr Screentime, was eine helle Freude ist. Ausfälle gibt es generell nicht, erwähnt werden sollte noch Bob Odenkirk, der zeigt dass er nicht nur BETTER CALL SAUL kann.

Eine weitere große Stärke ist das Zeitkolorit des Polit-Thrillers. Mit Leichtigkeit gibt Spielberg einem das Gefühl einen Film aus den 70ern zu sehen. Leichte ständige Körnigkeit, perfekte Ausstattung und CGI welches null auffällt und mehr als sparsam eingesetzt wird. Ein Vergleich zu dem Genre-Klassiker DIE UNBESTECHLICHEN kommt nicht von ungefähr. Auch arbeitet Spielberg bei THE POST, wie der Originaltitel lautet, mit treffend eingestreutem Humor, damit das Geschehen eben nicht zu einem trockenen Politwerk über rauchende Menschen in Büroräumen wird.

 

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© 2017 Universal Pictures International Germany

Trotz Oscarehrung bleibt aber auch Spielberg nicht ohne Tadel. Schade dass gerade die ersten 2-3 Minuten sehr nach Studio aussehen. So sehen wir eine Kriegshandlung, die mal gar nicht so wirkt, als hätten wir hier jemanden der den James Ryan suchen ließ. Somit wirkt der Einstieg handwerklich eher schwach. Auch hätte man daran denken sollen, dass man außerhalb Amerikas die Geschichte vielleicht noch nicht so im Einzelnen kennt. Da man schon etwas durcheinanderkommen kann mit den vielen Figuren und Namen. Wie groß die Rolle eines McNamara oder eines Nixon beziehungsweise deren Gegenwehr in dem Fall war, wird hier eher als dunkler Schatten verkauft  – der über allem liegt. Da hätten 1-2 zusätzliche Szenen nicht geschadet. Das Maestro John Williams den Score beitrug bleibt nicht in Erinnerung, ob jetzt ein aufgesetzter epischer Score die 50 Millionen $ Produktion unterstützt hätte, kann ich auch nicht sagen.

 

Die Verlegerin - Bewertung

Filmplakat und Bilder © 2017 Universal Pictures International Germany.

 

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