Autor: Kevin Zindler
Inhalt: Bradley Thomas (Vince Vaughn) war mal ein passabler Boxer. Nun lebt er von Gelegenheitsjobs, die ihn und seine Frau (Jennifer Carpenter) mehr schlecht als recht durchbringen. Seine jüngste Arbeitsstelle hat er soeben wieder verloren. Und als er zu früh nach Hause kommt, bekommt er mit, dass seine Gattin jemand anderen kennen gelernt hat. Nachdem sich Bradley abreagiert hat, schlägt er vor, dass man es noch einmal probiert und ein neues Leben anfängt. Das jedoch beinhaltet, dass er als Drogenkurier zu arbeiten beginnt. Etwas, das ihm schnell Geld einbringt und das gemeinsame Leben mit seiner mittlerweile schwangeren Frau verbessert. Doch wie es immer ist, geht ein Job schief. Zwar versucht Bradley noch, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, doch am Ende landet er im Knast – sieben Jahre lang. Als wäre das nicht schlimm genug, bekommt er schon am zweiten Tag Besuch von einem Fremden (Udo Kier). Dieser offenbart ihm, dass sein Ex-Auftraggeber Bradleys Frau entführt hat und das man am ungeborenen Kind Gliedmaßen entfernen würde, wenn Bradley nicht einen anderen Knast-Insassen umbringt. Da der in einem Hochsicherheits-Gefängnis einsitzt, muss Bradley aber erst einmal dorthin kommen – und das geht nur mit Gewalt.
S. Craig Zahler zählt seit BONE TOMAHAWK, 2015 zu Hollywoods talentiertesten Filmemachern. Der Western mit Kurt Russell überzeugte mit seinen toll geschriebenen Charakteren und unerwarteten Gewaltausbrüchen. Zudem gab es darin Horrorelemente, die dem Film völlig abseits von altbekannten Mustern und gegen den Strich zu Recht einen ganz besonderen und einzigartigen Stempel aufdrückten. Bei BRAWL IN CELL BLOCK 99 schrieb Zahler wieder das Drehbuch und fungierte erneut als Regisseur. Hier belegt er eindrucksvoll, dass BONE TOMAHAWK keine Eintagsfliege war.
Ähnlich wie bei seinem grausigen Debüt BONE TOMAHAWK nimmt sich Zahler – der auch für die Musik verantwortlich zeichnete – Zeit für die Charaktere und entwickelt die Geschichte um sie herum, um sie so komplex wie möglich zu gestalten. Damit und mit der Bearbeitung dauert es eine Weile, bis der Film seinem Titel ähnelt. Zahler verwendet keine schnellen Schnitte durch seine Actionszenen, sondern ist bereit, seine Kamera in einen Raum zu stellen und seine Schauspieler damit fortfahren zu lassen. Kritisieren könnte man, dass Bradley Thomas ziemlich schnell in das Gefängnis kommt, auf das er es (gezwungenermaßen) abgesehen hat, doch letzten Endes ist die Tatsache, wie es ihm gelingt, einfach zu gut. Ja, die Story ist simpel, doch hier geht es um einfach um den Hauptprotagonisten. Einen Mann, den man weder als gut oder böse bezeichnen kann. Er handelt, ohne auf die Konsequenzen zu achten. Und bei aller Wut, die in ihm steckt, ist ihm das Herz nicht abhanden gekommen. Der Zuschauer versteht seine Intention und fühlt mit ihm, selbst dann noch, wenn er einem unschuldigen Wachmann den Arm bricht. Vince Vaughn liefert eine großartige Performance ab, doch vorab sollten auch die gut geschriebenen Nebenrollen Beachtung finden, denn auch diese bekommen Raum, sich zu entfalten. So liefert Don Johnson als sadistischer Gefängnisdirektor genauso ab, wie Jennifer Carpenter als gebeutelte Ehefrau. Das reine Böse verkörpert eigentlich nur Udo Kier, welcher wieder einmal das Beste aus seiner recht kleinen aber feinen Rolle herausholt.
Doch bleiben wir bei Vince Vaughn, welcher mit Komödien wie VOLL AUF DIE NÜSSE, 2004 die meisten Erfolge feiern konnte. Als ernst zu nehmender Schauspieler wird er bis heute – trotz Rollen in Filmen und Serien wie HACKSAW RIDGE, 2016 oder TRUE DETECTIVE, 2014 – von vielen Produzenten immer noch übersehen. Doch spätestens mit dieser Rolle sollte er endgültig bewiesen haben, dass er alle Genre bedienen kann. Er ist eine wahre Naturgewalt. Und die Darstellung der Gewalt, findet in dem überaus blutigen Finale ihren Höhepunkt. Die ultrabrutale Härte ist die logische Konsequenz, die sich in Vaughns Charakter im Verlauf seines durchgemachten Martyriums gestaut hat und dient weniger dazu, die Gorefans vor Begeisterung jubeln zu lassen.
Selbst die renommierte internationale Presse konnte sich Zahlers Werk nicht entziehen:
„BRAWL IN CELL BLOCK 99 ist weder für die Zimperlichen, noch für jemanden, der die Idee ablehnt, einen Kerl anzufeuern, der in Wirklichkeit nicht so gütig wäre, wie seine Schöpfer es von uns erwarten. Aber wenn Sie bereit sind, Ihren Unglauben für 132 Minuten auszusetzen, werden Sie sich möglicherweise Hals über Kopf für die grobe, nachdenkliche „Pulp-Fiktion“ dieses Films begeistern.“ (rogerebert.com)
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