KRITIK – BORDELLO OF BLOOD (STEELBOOK)

© Universal Pictures / Koch Media GmbH
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Autor: Dominik Starck

Wenn diese -bis 2016 noch indizierte- Geschichte aus der Gruft erzählt wird kämpfen Regisseur Gilbert Adler gegen die Kultfilmer Quentin Tarantino und Robert Rodriguez, Geschmack gegen Trash, abgehalfterter Detektiv gegen Nutten-Vampire, Model gegen Playmate und hinter den Kulissen sowieso Jeder gegen Jeden. Willkommen im Blut-Puff!

Zum Inhalt: Lilith (Angie Everthart) sieht zwar wie ein Top-Model aus, doch dafür muss die Mutter aller Vampire erst einmal ordentlich vom roten Lebenssaft schlürfen. Kaum einem jahrhundertelangen Zwangsaufenthalt in einem Grab entstiegen, geht sie einen teuflischen Pakt mit einem religiösen Fanatiker (Chris Sarandon) ein, der die Welt um ein paar Sünder erleichtern will. Dafür bedient sich Lilith einem Bordell unterhalb eines Bestattungsunternehmens. Diesem Blut-Puff geht auch Caleb (Corey Feldman) auf den Leim, der Bruder von Ex-Sexsternchen und jetziger Moralverfechterin Katherine (Erika Eleniak). Katherine setzt den sarkastischen Privatdetektiv Rafe (SNL-Star Dennis Miller) auf den blutigen Fall an…

 

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Sollte ein geneigter Leser bei der Inhaltsangabe noch Zweifel haben, so seien diese hiermit zerstreut; BORDELLO OF BLOOD ist eine wenig originelle aber abgefahrene Mischung aus Horror und Komödie mit einer Prise Trash gewürzt und schönen, handgemachten Spezialeffekten garniert.

Am Anfang aber standen die GESCHICHTEN AUS DER GRUFT, jene legendäre Horror-Anthologie-Serie, die für das Grusel-Genre das ist, was TWILIGHT ZONE und OUTER LIMITS für die Science Fiction waren. Die kreativsten Köpfe des Genres steckten selbige zusammen und ersannen erlesen umgesetzte und besetzte Kurzgeschichten rund um alles, was schockiert oder dem Schock-Fan Freude bereitet. Als die Serie 1996 nach sieben Staffeln endete machte man sich daran, noch Spielfilme nachzulegen. Drei davon waren geplant und als erstes wurde Billy Zane in RITTER DER DÄMONEN auf die Zuschauer losgelassen, was 1995 einiges Geld in die Kassen spülte und die Pläne in den zweiten Film zu bestätigen schien. Doch BORDELLO OF BLOOD, genau wie RITTER DER DÄMONEN eine Geschichte aus der Gruft in Spielfilmlänge, stand von Beginn an unter keinem guten Stern.

 

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Kreative Differenzen durchzogen ein Projekt, an dem schlussendlich niemand wirklich beteiligt sein wollte. Die Produzenten wollten andere Darsteller als die Regie, ein unwilliger Comedian demonstrierte täglich, dass er trotz Rekordgage von einer Million Dollar keine Lust auf den Film hatte, die Geschichte wurde aufgezwungen, obwohl man ursprünglich eine ganz andere verfilmen wollte und gedreht wurde in Kanada mit einer unerfahrenen Crew, was ebenfalls zu Folgeproblemen führte. Und damit kratzen wir nur an der Oberfläche der Schwierigkeiten. Es verwundert kaum, wenn man die Probleme hinter den Kulissen auch im fertigen Film kaum übersehen kann. Dem Vergleich mit seinem Vorgänger konnte BORDELLO OF BLOOD weder handwerklich noch schlussendlich wirtschaftlich standhalten.

Ein weiterer Grund dafür war sein schlechtes Timing, denn während ein Ex-Playmate Eleniak nach dem Ausstieg aus BAYWATCH die coole Hintergrundgeschichte ihrer Rolle bestreikte, weil diese auf Pornografie anspielte, ein schauspielerisch noch unerfahrenes Model (Everhart) um Akzeptanz kämpfte und dann während dem Dreh von ihrem Freund Sylvester Stallone verlassen wurde und der Profi-Spaßmacher Miller miese Stimmung verbreitet indem er ständig seinen Text verweigert und improvisiert, kam der Film auch noch in derselben Saison wie ein gewisser heutiger Kultfilm namens FROM DUSK TILL DAWN heraus. In beiden haben leichtbekleidete Vampire ein Etablissement übernommen um sich an den Gästen satt zu halten. Auch diesen Vergleich verliert BORDELLO OF BLOOD. Sein Budget spielte der Film dann konsequenterweise auch bei weitem nicht ein, galt damit als Flop und zerstörte die Pläne für einen dritten GESCHICHTEN AUS DER GRUFT-Film.

 

© Universal Pictures / Koch Media GmbH
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Bei all diesen Problemen, die in dem äußerst sehenswerten Bonusmaterial der Koch Media-Blu-ray aufgegriffen werden, übersieht man beinahe, dass dieser Film durchaus Spaß macht. Als Horror-Fan, der auch gerne einmal etwas zu lachen hat, kann man hier nicht viel falsch machen. Natürlich ist manches zu trashig und trotzdem sind Everhart und die Effekte sehr schön anzusehen, Millers Improvisationen sorgen zwar für holprige Anschlüsse, sind aber durchaus witzig und Chris Sarandon, durch FRIGHT NIGHT Vampir-erprobt, macht ebenfalls viel Spaß. Das sind schon mehr Pluspunkte als viele andere Filme vorzuweisen haben.

Die dt. Blu-ray-VÖ von Koch Media im schönen Steelbook bietet Bonusmaterial, dessen Unterhaltungswert dem Film in keiner Weise nachsteht. Die gut halbstündige retrospektive Making-Of-Dokumentation TAINTED BLOOD geht ausführlich auf die problematische Produktion ein und auch der Audiokommentar von A L Katz hält sich nicht zurück. Darüber hinaus gibt es noch Trailer (D/USA), 5 Minuten Interviews, 4 Minuten Hinter den Kulissen-Material und eine Bildergalerie. Eine VÖ wie der Film: cooler Spaß für Fans.

 

Bordello of Blood - Bewertung

Ab dem 13. April 2017 auf Blu-ray erhältlich!

DVD-Cover & Bilder © Universal Pictures / Koch Media GmbH. Alle Rechte vorbehalten.