KRITIK: ANTI-LIFE – TÖDLICHE BEDROHUNG (DVD)

© Koch Films
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Autor: Dominik Starck

Als Bruce Willis (DAS FÜNFTE ELEMENT) 1998 in Michael Bays ARMAGEDDON seine beliebte Held-wider-Willen-Rolle in den Weltraum verlagerte, feierte er damit einen gigantischen Erfolg. Etwas über zwanzig Jahre später ist Willis Lichtjahre von hemdsärmeligen Kult-Rollen wie dieser oder seinem John McClane aus STIRB LANGSAM entfernt. Und doch markiert ANTI-LIFE die Rückkehr des Vielfilmers- zumindest die in den Weltraum. Unter der Regie eines „Stirb Langsam“-Regisseurs. Sozusagen. Was es damit auf sich hat und ob Bruce mehr als einen langen Gastauftritt für seine Präsenz auf dem Poster hinlegt, erfahrt Ihr hier:

Inhalt: Das Jahr 2242: die Erde wird von einer verheerenden Seuche heimgesucht, die das Leben aller Erdbewohner bedroht. Mit einem als Arche dienenden Raumschiff verlassen die letzten 300.000 Menschen den Planeten, während die Hinterbliebenen dem Untergang geweiht scheinen. Während die meisten Passagiere in Stasis versetzt werden, kümmert sich die Crew um den Betrieb des Schiffes, das anderen seiner Art zu einer neuen Erde folgt. Doch neben Besatzung und Passagieren auf Eis befindet sich auch noch ein fremdartiger Organismus an Bord, der Besitz von immer mehr Crewmitgliedern ergreift. Die einzige Hoffnung der Überlebenden ruht auf dem hartgesottenen Hausmeister Clay Young (Bruce Willis) und dem Rest der Crew…

 

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BETRUNKENER HAUSMEISTER GEGEN SPACE-ZOMBIES

Eine Pandemie kann jemanden wie Bruce Willis nicht lange davon abhalten, einen Scheck zu kassieren. 2020 erschienen zwar „nur“ drei Filme und ein Werbespot, doch schon 2021 ging er wieder in die vollen und zierte die Cover von nicht weniger als sieben Filmen. Unter seinen Titeln 2020/2021 waren zwei Science-Fiction-Filme von 308 Entertainment, COSMIC SIN und jetzt ANTI-LIFE – die in den USA in umgekehrter Reihenfolge erschienen sind.

Nachdem sich COSMIC SIN als immerhin kompetent gefilmte aber inhaltlich katastrophale Bruchlandung erwies, stand die spannende Frage im (Welt)Raum, wie der zweite Space-Trip von „Bruno“ abschneiden würde. Natürlich nicht minder wichtig; sieht man nach langer Pause mal wieder einen Funken Enthusiasmus in seinen müden Augen? Trägt seine Rolle etwas zur Handlung bei? Oder ist wieder einmal sein Hinterkopf-Doubel der Fleißigste am Set?

Die Regie von ANTI-LIFE (der später in BREACH umbenannte wurde und nun in Deutschland unter seinem ursprünglichen Titel erscheint) übernahm John Suits, der im Jahr 2020 einen „Stirb Langsam“-Trailer namens „Die Hard is Back“ mit Willis veröffentlicht hatte. Damit wollte man viral den Eindruck eines neuen STIRB LANGSAM-Filmes erwecken, wobei sich der Spot letzten Endes als Batteriewerbung entpuppte. Der Clip entstand nach den gemeinsamen Dreharbeiten für ANTI-LIFE und hatte stattliche vier Drehtage für einen 2-Minuten-Spot, wodurch Suits hier wohl mehr Zeit mit Willis als am Set ihres gemeinsamen Spielfilmes verbrachte.

 

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ANTI-LIFE wurde im September und Oktober 2019 in gerade einmal 15 Tagen Dreharbeiten in einem Studio in Georgia gedreht, also trotz der pandemischen Elemente in der Handlung vor dem tatsächlichen Ausbruch der realen Pandemie im Frühjahr 2020. Suits wurde relativ kurzfristig für den Job engagiert, während Willis bereits als Poster-Name feststand. Nach zahlreichen Kurzfilmen und Werbespots hatte Suits unter anderem PANDEMIC: FEAR OF THE DEAD (2016) gedreht, in dem eine Ärztin die Überlebenden einer Pandemie suchte. Die Hauptrolle darin spielte Rachel Nichols, die damals gerade die Hauptrolle in der gelungenen, wenn auch weniger bekannten Science-Fiction-Zeitreise-Actionserie CONTINUUM (2012-2015) beendet hatte. Suits‘ nächster Film 3022 (2019) war erneut ein Science-Fiction-Film, der sich diesmal auf ernste und deprimierende Weise mit dem Ende der Welt auf einem Raumschiff befasste.

Sowohl in Genre als auch Thema war John Suits also bewandert und bestens für ANTI-LIFE qualifiziert. Rachel Nichols brachte er auch gleich noch mit zu seinem neuen Bruce-Willis-Film, wo sie die Rolle der Schiffsärztin übernahm. Schauspieler wie der stets verlässliche und hier unterforderte Charakterdarsteller Timothy V. Murphy (SONS OF ANARCHY) gehörten indes zum Repertoire von 308 Entertainment.

Aber wie ist der Film denn nun? Die Tatsache, dass eine Seuche der Katalysator der Ereignisse ist, macht ANTI-LIFE ungeplant thematisch relevant, zumal man in den Organismus auch leicht einen chemischen Wirkstoff hineininterpretieren kann, der genauso verheerende Folgen hat, wie die Seuche, vor der man flieht. Selbstverständlich sind dies alles aber retrospektive Projektionen, die nie die Intention der Produktion waren.

 

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Willis hat tatsächlich so etwas wie eine Hauptrolle, ordentlich Zeit auf dem Bildschirm und der Einsatz seiner Doubles fällt weit weniger auf. Sogar ein paar Oneliner bekommt er in den Mund gelegt, auch wenn sie mehr dahin genuschelt, als mit Nachdruck abgeliefert werden. Auch über die Qualität der Sprüche kann man streiten. Dafür finden sich in weiteren Nebenrollen noch ein auf Trash-Niveau chargierender Thomas Jane (THE PUNISHER) als hartgesottener Admiral mit einem Drehtag und der deutsche Muskel-Export Ralf Moeller (UNIVERSAL SOLDIERS), den man verpasst, wenn man nicht weiß, dass er im Film ist. Also alles klar im Schauspielland? Leider nicht. So gern gesehen die vorgenannten Namen auch sind; viele gehen einfach unter. Selbst Rachel Nichols, die vermutlich die beste Performance abgibt, hat kaum etwas anderes zur Handlung beizutragen, als etwas Exposition.

Das Hauptproblem findet sich dabei in Cody Kearsley, der als Crewmitglied Noah (auf der Arche, alles klar?) die eigentliche Hauptrolle hat. Es ist die Geschichte eines Mannes, der sich und seiner Angebeteten einen Platz auf dem letzten Schiff gesichert hat und der nun um ihr Überleben kämpfen muss. Dabei hinterlässt Kearsley so viel Eindruck wie ein leeres Blatt Papier. Selbst Autopilot-Willis übertrumpft ihn locker, was etwas Gutes wäre, wenn Kearsley eben nicht unbestreitbar der Protagonist wäre. Dem Zuschauer wird nichts an die Hand gegeben, um sich mit ihm zu identifizieren oder mit ihm zu sympathisieren. Das Drehbuch gibt sein Übriges dazu, diesen Eindruck noch zu untermauern, wenn Noah mal eben bereit ist, tausende Menschen zu opfern, um einen zu retten.

 

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Insgesamt ist ANTI-LIFE ordentlich montiert, schließlich weiß der im Schnitt erfahrene Suits, wie er aus der limitierten Drehzeit mit Willis das Maximum herausholen kann. Er inszeniert düster, referenziert mehr Richtung ALIEN-Franchise als STARGATE: ATLANTIS (anders als COSMIC SIN von ANTI-LIFE Co-Autor Edward Drake). An Motivation und Erfahrung fehlt es hier nicht. Eher an der nötigen Zeit, alles ordentlich zu machen. So gibt es Fehler wie Noah, der ebenerdig in einen Luftschacht flieht, um damit den Space-Zombies vor der Tür zu entkommen. Als diese ihn im Luftschacht bemerken, hüpfen sie nach oben und greifen ihn dadurch von unten an, was keinerlei Sinn macht. Hier und da fehlen auch verbindende Aufnahmen, die ein besseres Gespür für die zeitliche Abfolge und räumliche Orientierung ermöglichen.

Am ehesten lässt sich ANTI-LIFE vielleicht mit zweitklassigen Sci-Fi-Abenteuern der 70er und 80er Jahre vergleichen. Nur mit etwas CGI und weniger Licht. Vor diesem Hintergrund hat man sogar mit wackelnden Kulissen seinen Spaß. Die haben ja auch STAR TREK in den 60ern nicht geschadet. Und wer das phasenweise recht redundante Abenteuer bis zum Finale durchhält wird noch mit einem überraschend ordentlichen Monster belohnt, das man dem Film eigentlich gar nicht zugetraut und von dem man gerne mehr gesehen hätte.

 

Anti-Life - Bewertung

 

Zur DVD: Ähnlich wie bei dem früher dieses Jahr veröffentlichten COSMIC SIN hat sich Dolphin Medien auch bei der Auswertung von ANTI-LIFE nicht lumpen lassen. Zunächst erschien der Film digital auf allen relevanten Plattformen, kurz darauf folgten die physischen Medien. Als „Limited Edition“ erschien eine UHD-Fassung in hochwertiger Aufmachung (limitiert auf 2.000 Stück). Auch die Erstauflagen von DVD und Blu-ray werden –analog zu COSMIS SIN – in schicken Sammelschubern präsentiert. Die deutsche Synchronisation ist solide und hat unter anderem auch Willis‘ Stammsprecher Manfred Lehmann am Start. Enttäuschend (aber erwartungsgemäß) besteht das Bonusmaterial nur aus einer Trailer-Show sowie einer selbst laufenden, musikunterlegten Bildergalerie. Am Ende des Tages bleibt ANTI-LIFE daher trotzdem eine gelungene deutsche Veröffentlichung, von der man sich erneut wünscht, dass der Film der Verpackung gerecht werden würde.

 

ANTI-LIFE erschien am 4. Oktober 2021 digital und am 21. Oktober 2021 auf DVD, Blu-ray und UHD in limitierten Sammelschubern.

DVD-Cover & Bilder © Koch Films / Dolphin Medien GmbH.