SEHENSWERTE PILGERFILME / ROAD-TRAIL-MOVIES

Pilgerfilme - Bild

Autor: Florian Wurfbaum

Die sogenannten Pilgerfilme sind letztendlich entschleunigte Road-Movies mit dem Herz am rechten Fleck, die dem Zuschauer ein wohliges Gefühl bereiten und die Seele streicheln. Vornehmlich steht bei den filmischen Wallfahrten die Reise zu sich selbst im Mittelpunkt. Hierbei suchen die Protagonisten bei ihren Pilgergängen oftmals nach der Sinnhaftigkeit des Lebens oder nutzen den langen Marsch zur Trauerbewältigung. Somit enthalten die Filme in den meisten Fällen auch ein Drama-Element, in dem sich die Figuren aufgrund  eines Schicksalsschlags oder eines Lebensereignisses auf den Trail-Trip begeben. Die namhaftesten Vertreter bestechen sowohl durch tiefgründige Themen, wie die spirituelle Erkenntnis und die Findung zu sich selbst, als auch durch die Zusammenführung verschieden angelegter Charaktere und den dadurch entstehenden erheiternden Momente. So funktionieren die Pilger-Streifen fantastisch als lebensbejahende Feelgood Movies, die eben auch zum Nachdenken anregen. Zudem bekommt man bei den Filmen immer wieder hypnotisierend schöne Landschaftsbilder präsentiert, so dass diese bei dem Betrachter die Sehnsucht wecken, sich ebenfalls baldmöglichst auf Pilgerreise zu begeben.

Es gab bereits in den 50er Jahren einige Filme die Wallfahrten auf die ein oder andere Weise thematisiert haben, aber allgegenwärtig wurden die Pilger-Filme erst in den letzten Jahren.

Die Welle an Filmen zu dem Pilger-Thema wurde vornehmlich durch Literatur-Beiträge losgetreten. In Deutschland war hierfür vor allem Hape Kerkeling´s „Ich bin dann mal weg“ aus dem Jahre 2009 verantwortlich. Der Reisebericht des berühmten Komikers und Moderators über seinen Pilgergang auf dem Jacobsweg beherrschte wochenlang die hiesigen Bestsellerlisten. Wobei es bereits einige Jahre vor Kerkelings Lektüre einen anderen Film zu dem Jacobsweg gab.

 

© Indigo
SAINT JACQUES…PILGERN AUF FRANZÖSISCH: © Indigo

Mal wieder waren unsere französischen Nachbarn komödiantische Vorreiter und haben schon 2005 mit „Saint Jacques…Pilgern auf Französisch“ einen Beitrag zur neu aufgeflammten Wanderlust zum Santiago de Compostela verfilmt. Die Komödie von dem französischen Genre-Spezialist Coline Serreau – der 1985 mit „Drei Männer und ein Baby“ berühmt wurde – lockte 538.000 Zuschauer vor die deutschen Leinwände und konnte somit schon früh einen beachtlichen Erfolg mit dem Pilger-Thema verbuchen.

Einen verwandten Beitrag steuerte Sean Penn 2007 mit seiner Romanverfilmung „Into the Wild“ bei. Das Aussteiger-Drama basiert auf den gleichnamigen Buch-Besteller von Jon Krakauer, der wiederrum auf Tatsachen beruht.  Leider konnte die 15 Millionen $ Produktion weder an den amerikanischen (US-Einspiel: 18,3 Millionen $) noch an den deutschen Kinokassen (283.000 Zuschauer) wirklich überzeugen. Dafür begeistert der geistreiche und zugleich inspirierende Road-Trip in die Wildnis qualitativ restlos und ist mehr als eine Sichtung wert.

 

Dein Weg: © Koch Media
DEIN WEG: © Koch Media

2010 folgte mit „Dein Weg“ vom US-Regisseur und einstigen Teenie-Schwarm Emilio Estevez, der hinlänglich als Bester geltende Spielfilm zum Thema Pilgern. So verfügt der mehrfach ausgezeichnete Streifen neben den üblichen Stärken der Pilgerfilme über einen deutlich ernsteren Grundton als die restlichen Beiträge. Hierbei muss die Hauptfigur den überraschenden Verlust seines Sohnes bewältigen und versucht zudem auf dem Jacobsweg zu sich selbst zu finden. Auf eine ähnliche Reise begibt sich auch Reese Witherspoon in „Wild – Der grosse Trip“, nur das dem Film von 2014 als Schauplatz den Kontient (Pacific Crest Trail) wechselt und die Hauptfigur statt den Verlust des Sohnes diesmal den Tod der Mutter verarbeiten muss.

2015 erschienen dann zwei Komödien zum Thema, die weniger schwerfällig daherkommen, sondern das Ganze wesentlich lockerer angehen. Zum einen stürzten sich Robert Redford und Nick Nolte ins „Picknick mit Bären“ und begaben sich auf den 3.500 Kilometer langen Appalchian Trail.

 

ICH BIN DANN MAL WEG: © Warner Bros.
ICH BIN DANN MAL WEG: © Warner Bros.

Zum anderen bekam das deutsche Publikum die längst überfällige Filmversion von Hape Kerkeling´s Bestseller und hiesigen Auslöser für den Pilger-Hype „Ich bin dann mal weg“ serviert. Während, trotz Kerkelings Fehlen, der deutsche Pilger-Beitrag bei den germanischen Kinofans hervorragend ankam (über 1.8 Millionen Besucher), konnte der amerikanische Ausflug ins Grün in Deutschland finanziell nicht überzeugen (194.000 Besucher). Dagegen lief „Picknick mit Bären“, der qualitativ gesehen dem deutschen Beitrag überlegen ist, im Heimatland ordentlich (US-Einspiel: 29,5 Millionen $) und erwies sich mit seinem überschaubaren Budget von 8 Millionen $ für die Macher als recht lukrativ.

Des Weiteren gibt es selbstverständlich eine Vielzahl an TV-Produktionen zu dem Thema Pildern wie z.B. „Ich trage dich bis ans Ende der Welt“ mit Elmar Wepper in der Hauptrolle. Jedoch spielen diese für mich eine untergeordnete Rolle und sind aus meiner Sicht qualitativ deutlich schwächer. Daher gehe ich auf diese Werke auch nicht näher ein.

Mal sehen wie es mit dem kleinen, aber feinen Sub-Genre weitergeht?! Ich bin mir sicher, dass auch zukünftig Schauspieler auf filmische Pilgerfahrt/Wanderung geschickt werden, um nach den Sinn des Lebens zu suchen und natürlich auch ordentlich Geld für die Macher zu erwandern.

Ich möchte euch hierzu nun noch die, aus meiner Sicht, sehenswertesten Pilgerfilme bzw. Road-/Trail Movies vorstellen.

 

 

Ich bin dann mal weg - Bewertung

 

 

Saint Jacques - Bewertung

 

 

Wild - Bewertung

 

 

Picknick mit Bären - Bewertung

 

 

Dein Weg - Bewertung

 

 

Into the Wild - Bewertung