KRITIK: THE STRANGERS: OPFERNACHT

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© SquareOne Entertainment

Autor: Tom Burgas

Hach STRANGERS, du kleiner dreckiger Home-Invasion-Reißer. Warum hat das eigentlich so lange gedauert bis uns mal eine Fortsetzung ins Kino flattert? Immerhin wollten ziemlich viele Leute sehen wie Liv Tyler und Scott Speedman von einer kleinen Gruppe Maskenmörder in ihrem Haus terrorisiert werden. Das war auch wunderbar böse und konsequent und zum Ende hin auch recht hoffnungslos für die Protagonisten. Das 9-fache seines Budgets wurde eingespielt und Bryan Bertino hatte auch schon längst das Drehbuch für Teil 2 geschrieben und wäre bereit gewesen diesen auch wieder zu inszenieren. Nur leider wurden die Rechte immer wieder weitergegeben so dass ein Dreh über all die Jahre nicht möglich war. Dass nach 10 Jahren jetzt überhaupt noch ein weiterer Teil erscheint ist schon fast ein kleines Wunder.

Dafür hat man sich jetzt Johannes Roberts geschnappt, der mit seinem Hai-Film „47 Meters Down“ Erfolg feiern konnte, aber ganz klar sagte, dass er einen anderen Stil reinbringen will um die Chance zu nutzen eine Hommage an die 80er zu zelebrieren. So haben wir jetzt also „Strangers: Prey at Night“ oder bei uns „Strangers: Opfernacht“.

Machen wir es kurz. Roberts hat sein Versprechen wahr gemacht und uns ein Slasher im Stil der 80er auf die Netzhaut geklatscht. Klingt erstmal gut, aber wer sich 80er Slasher heute anguckt, erlebt meist eine bitterböse Überraschung. Denn die meisten sind gar nicht mal so gut und was man als junger blutdurstiger Teenager noch geil fand entpuppt sich heute nicht selten als ziemlich langweiliger unlogischer Schlock. Besonders da sich Sehgewohnheiten änderten kann man einem nicht einfach den selben Brei vorsetzen und hoffen; dass es heute noch genauso funktioniert.

 

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© SquareOne Entertainment

Das Nachtgebet oder hier reißerisch die Opfernacht hat ziemlich nichts mit dem dreckigen Erstling gemein. Keine Liv Tyler, keine zeitliche oder lokale Einteilung, nur die drei Maskenmörder sind dieselben. Zwar müsste er, wenn man einige Szenen beachtet, nach dem ersten spielen, Stil und Ausprägung sind allerdings so verschieden, dass es auch ein alternativer 1. Teil sein könnte. Das 80er Jahre-Versprechen wird sofort eingelöst in dem der Soundtrack uns schon bei Frame 1 mit Kim Wilde um die Ecke kommt. „Kids in America“ ist zwar etwas formalhaft, aber hey das passt zum Grundton und setzt eine recht nette Marke für den Anfang. Story-technisch muss man jetzt nichts groß wissen. Eine klischeehafte leicht zerstrittene Patchworkfamilie wird in einem scheinbar verlassenem (oder alle schon umgebracht?) Trailerpark von unseren Masken-Bubis gejagt zum Zwecke der Beendigung ihres Lebens…Punkt.

Jetzt wäre es ein leichtes über besagte Klischeefiguren herzuziehen. Fakt ist jedoch, dass die meisten Figuren an sich gar nicht so unsympathisch sind, ihnen leider nur vom Drehbuch solch dämliche Entscheidungen auferlegt werden, dass sie nicht gerade wirkten als wären sie die hellsten Kerzen auf der Torte. Nervig ist nur Final Girl Bailee Madison. Also wenn meine Tochter solche ein selbstgefälliger von Teeny-Möchtegern-Dramen durchzogener Handyzombie wäre würde ich die auch weggeben wollen. Andere Figuren als Vater, Mutter, großer Bruder und nervige besagte Tochter gibt es dann auch nicht es sei denn man braucht für 3 Sekunden schnell einen Mord um der Sache gerecht zu werden.

Leider fangen damit die Probleme an, denn damit es nicht einseitig wird muss man sich natürlich trennen. Nicht das diese Entscheidung an Dummheit nicht zu überbieten ist. Schließlich entdeckt man Leichen, selbstverständlich schickt man die Frauen alleine zu dem Ort zurück wo es eben schon zu gruseligen Situationen kam. Dass die Lebenserwartung da nicht all zu hoch ist dürfte klar sein. Ab diesem Moment, wenn quasi die Exposition durch ist und nach 20 Minuten recht fix das Morden losgeht kommt es alle 5 Minuten zu solchen Entscheidungen.  Noch ein kleines Beispiel gefällig? Deine Kinder werden bedroht und du hast eine Waffe was machst du? Genau, richtig! Man schreit die Mörder nur an bitte zu verschwinden und tut einen Scheiß.

 

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© SquareOne Entertainment

Wenn man solche Szenen dann verarbeitet hat kommen dann solche wie diese in der unser Hupfdohlen-Teeny sich ein Haus zum Verstecken aussucht, drinnen ein Geräusch hört, dem natürlich nachgeht und laut fragt ob da jemand ist und einen Springteufel findet, der genau in diesem Moment aufspringt und der Mörder neben dem Bett aufsteht. Ach so, ne man rennt bei Geräuschen nicht raus? Springteufel sind auf die Sekunde perfekt auslösbar und der Mörder wusste genau welches Haus sie sich aussucht? Scheiße wie lange lag der in dem Haus rum? Muss langweilig gewesen sein. Mir fallen sofort 3 weitere solche Szenen ein wo die Logik nicht nur aussetzt, sondern völlig frei dreht. Jetzt könnte man sagen, dass das der 80er Scharm ist aber nein, man muss sich nicht alles schönreden. Sich scheinbar beamende Mörder oder Aufteilungen bei der kleinsten Gefahr gehört zu Recht in die 80er, es sei denn man will eine ironische Hommage schaffen.

Um aber nicht komplett nur vom Leder zu ziehen gibt es ein paar Sachen, die ihm eine noch schlechtere Wertung ersparen. Neben den grundsätzlich netten Charakteren, bekommt vor allem der große Bruder, gespielt von Bill Pullman-Sohnemann Lewis, eine wirklich durchgehend nette Poolszene, in der er die Opferrollen kurzzeitig tauschen darf, da er mächtig angepisst ist. Zum anderen wird der 80er Score wirklich gut genutzt, so dass wir am Ende das Gefühl eines Musikclips spendiert bekommt. Das hätte man ruhig komplett ausschlachten können, da hat die Ironie gepasst. Zudem ist die Ausleuchtung offensichtlich mehr als gelungen, „Strangers: Prey at Night“ ist ein verdammt schöner Film geworden. Bodennebel bei Laternenschein, ständiges wunderbares Halbdunkel, das ist schon eine feine Sache. Hilft nur leider nichts, wenn es beständig eine dumme Angelegenheit bleibt.

 
The Strangers - Opfernacht - Bewertung

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