KRITIK – CARLITO´S WAY

© Universal Pictures
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Autor: Florian Wurfbaum

„Die Strasse beobachtet mich immer. Sie läßt mich nie aus den Augen!“

Das Gangster-Epos gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, dem aus meiner Sicht bis heute, seine verdiente Anerkennung vorenthalten wird. Fälschlicherweise wird „Carlito’s Way“ gerne in einem Atemzug mit „Scarface“ genannt. Zwar weist oberflächlich gesehen das Gangster-Drama von Regie-Virtuosen Brian De Palma einige Parallelen, wie dasselbe Team um De Palma, Produzent Martin Bregman und Schauspiellegende Al Pacino und einen lateinamerikanischen kriminellen Hauptprotagonisten, auf. Aber letztendlich enden somit schon die Übereinstimmungen zu Tony Montanas Geschichte, denn im Gegensatz zu dem exzessiven und knüppelharten „Scarface“, offenbart sich „Carlito’s Way“ als tiefgründiges Gangster- Drama, das vor allem durch seine leisen Töne zu beeindrucken vermag.

Zum Inhalt: Carlito Brigante (Al Pacino), ein ehemaliger Drogenboss aus Brooklyn, wird 1975 aufgrund eines Formfehlers von seinem Freund und Anwalt David Kleinfeld (Sean Penn) nach fünf Jahren Haft vorzeitig aus dem Gefängnis geholt. Wieder in Freiheit, beschließt Carlito in Zukunft sauber zu bleiben. Allerdings ziehen ihn schon die ersten Gehversuche auf der Straße zurück in den Sog des Verbrechens. So bringen ihn, eine unfreiwillige Beteiligung in einen Mafiamord, der Verrat eines Freundes sowie Ärger mit dem Möchtegern Gangster Benny Blanco in eine prekäre Lage.

 

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„Gefälligkeiten bringen dich schneller um als Kugeln!“

Die klassische Geschichte, um einen alternden Gangster, der seine kriminelle Vergangenheit hinter sich lassen will, beruht auf Edwin Torres Novelle und wurde von David Koepp in ein hervorragend komponiertes Drehbuch transportiert, dass sowohl mit dem packenden Crime-Plot, als auch mit seiner melancholisch, tragischen Liebesgeschichte zu fesseln vermag. Regisseur Brian De Palma nutzt das brillante Script, um auch mit seinem dritten Gangster-Drama, nach „Scarface“ und „The Untouchables“, seinen Ruf als Meister des epischen Gangster-Kinos der 80er und 90er Jahre zu bestätigen. Der Amerikaner inszeniert ein überwältigendes Epos, das durch seine Opulenz und Vielschichtigkeit herausragt. Zudem erzeugt das atmosphärisch berauschende Zeitkolorit, dank seiner virtuos eingefangenen Bilderpracht mit den großartigen Settings und dem fantastischen Soundtrack, eine beispiellose Sogwirkung auf den Zuschauer. Zusätzlich wird die stetig wachsende Spannung, durch die großartige Erzählform des Hauptdarstellers, schier ins Unermessliche gesteigert. Stellenvertretend für die filmisch dargebotene Perfektion steht das grandios komponierte Finale, das dem Zuschauer, trotz des bereits bekannten Ausgangs, Nägel kauend vor dem Bildschirm verharren lässt. Ebenso schafft es der Regie-Virtuose, ungeachtet der stattlichen Laufzeit von 139 Minuten, „Carlitos Way“ eine gewisse Leichtfüßigkeit zu verleihen, die dafür sorgt, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile oder Trägheit aufkommt. Die Gangster-Ode um den puerto-ricanischen Kriminellen, ist aus meiner Sicht neben „Scarface“, De Palmas bestes Werk, das sich in seiner kraftvollen Gesamtheit als zeitloses Meisterwerk erweist.

Die herausragende Besetzung, um den legendären Mimik-Giganten Al Pacino, liefert ausnahmslos famose Darstellerleistungen ab und fügt sich somit perfekt in das meisterhafte Gesamtbild ein. Der Hauptdarsteller Al Pacino ist neben Robert De Niro sicherlich der prägendste Schauspieler des Gangster-Drama-Genres der letzten 40 Jahre und dadurch natürlich prädestiniert für die Rolle des Carlito Brigante. Der Italo-Amerikaner garniert seine ausgezeichnete Darstellung des tragischen und nachdenklichen Gangsters, mit einem Schuss Ironie und erschafft somit eine Identifikationsfigur, mit dem das Publikum bis zum Schluss mit fiebern kann. Ebenfalls eine exzellente Leistung offenbart Sean Penn als schmieriger Anwalt David Kleinfeld, die ihm völlig zu recht eine Golden Globe-Nominierung eingebracht hat. Nicht minder überzeugend sind die Darbietungen der schönen und emotionalen Penelope Ann Miller und des coolen John Leguizamo, der als „Benny Blanco aus der Bronx“ einen ikonischen Auftritt hinlegt.

 

Carlitos Way - Berwertung

Zur Info: Leider gibt es bislang in Deutschland noch keine Blu-Ray-Veröffentlichung und zu allem Überfluß ist die 2004 erschienene DVD mittlerweile vergriffen. Daher bleibt dem Interessierten aktuell nur die Wahl, die durchaus gelungene DVD teuer gebraucht zu erwerben oder auf eine TV-Ausstrahlung zu warten. Ich hoffe, das sich Universal in der nächsten Zeit endlich dazu durchringen kann, die bereits im Ausland erschienene Blu-Ray auch bei uns zu veröffentlichen.

 

Filmplakat und Bilder © und Eigentum von Universal Pictures.