KRITIK – ANIMAL FARM (SPECIAL EDITION)

© Winkler Film (Alive AG)
© Winkler Film (Alive AG)

Autor: Khalil Boeller

Einer der ganz großen Literaten des 20. Jahrhunderts und Mahner vor totalitären Regimen war George Orwell, dessen Bücher 1984 und Farm der Tiere zu Klassikern der Literatur und wurden bereits mehrfach verfilmt. Mit „Animal Farm“ erscheint jetzt eine sehr sehenswerte Interpretation des Romans – der zudem ein echter Klassiker der europäischen Zeichentrickproduktion ist, auf Bluray.

Zum Inhalt: Etwas ist Faul im Staate, nein auf der Farm Manor des Farmer Jones. Die Tiere der Farm fristen ein jämmerliches Dasein, leiden unter dem Trunkenbold Jones, der die Tiere ausbeutet und quält. Deshalb beruft das alte Mastschwein „Old Major“ eine Versammlung der Tiere ein, in der er die Zustände anprangert und zugleich von einer Utopie schwärmt, in der kein Bauer Jones die Tiere ausbeutet und alle Tiere gleich sind, bevor er über der Last seines Alters zusammenbricht und stirbt. Doch viel Zeit zum Trauern bleibt den Tieren nicht, denn schon am nächsten Morgen eskaliert die Situation und mit gemeinsamen Kräften vertreiben die Tiere den Farmer Jones von der Farm. Unter der Führung der schlauen Schweine, allen voran Schneeball und Napoleon, beginnen die Tiere, gemeinsam an der Utopie des Old Majors zu arbeiten. Doch leider gibt es auch im Tierreich Neid und Missgunst, und nachdem das Schwein Napoleon seines größten Widersacher Schneeball aus dem Weg geschafft und als Verräter tituliert hat, beginnen sich die Dinge Stück für Stück zu ändern und so wird aus dem gemeinsamen Traum ein Albtraum und schon bald heißt es: „Alle Tiere sind gleich – doch manche sind GLEICHER“….

 

© Winkler Film (Alive AG)
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„Animal Farm“ ist, wie auch der Roman, eine Parabel auf die Ereignisse in der ehemaligen Sowietunion angefangen von der Oktoberrevolution bis zur Machtergreifung von Stalin, bzw. den Folgen davon. Der Zeichentrickfilm, bei dem es sich um den ersten animierten europäischen Langfilm handelt, hält sich im Gegensatz zur der Verfilmung von 1999 sehr eng an die Buchvorlage, sieht man von dem Ende ab, was wohl den Geldgebern geschuldet war. Tatsächlich kam das Geld für die Produktion aus Amerika, um genau zu sein von der CIA, die in dem Zeichentrickfilm ein Machwerk sahen, was sich klar gegen den Kommunismus positioniert. Doch man tut vor allem Orwell damit Unrecht, denn der hat in dem Buch sich zwar deutlich gegen den Stalinismus ausgesprochen, war aber zu Lebzeiten ein bekennender Sozialist, der Werten wie Gleichheit durchaus etwas abgewinnen konnte.

Doch glücklicherweise merkt man das dem Film nicht so sehr an, was wenn man andere Filme aus der Zeit des kalten Krieges betrachtet, definitiv keine Selbstverständlichkeit ist – die Botschaft von „Animal Farm“, dass selbst große Ideen und Ideale schnell unter die Räder geraten können, dass Menschen, bzw. Tiere sich leicht manipulieren lassen können, kommt wie im Buch auch im Film an – und hat leider bis heute auch seine Gültigkeit nicht verloren. Zeichnerisch muss man leider zugeben, dass der Film im Gegensatz zu den Zeichentrickfilmen von Disney leider nicht so gut gealtert ist – die Animationen sind vermutlich weit weg von den heutigen Standards und Sehgewohnheiten, selbst die vielbewährte Nostalgiebrille hilft da leider nicht viel, ebenso wie das sehr saubere und klare Bild der Bluray.

 

© Winkler Film (Alive AG)
© Winkler Film (Alive AG)

Dennoch kann man dem Film einen gewissen nostalgischen Charme nicht absprechen, was vor allem an einzelnen Szenenbildern sowie der Umsetzung der Tiere betrifft, deren menschliche Vorbilder der geschichtsinteressierte Zuschauer sehr deutlich erkennen kann – die Schweine als Funktionäre, das Pferd Boxer als Sinnbild des einfachen Arbeiters, Schafe, Kühe und Hühner, das „gemeine“ Volk, der Esel Benjamin, der für die Intellektuellen steht, sowie die Hunde, die von Napoleon abgerichtet wurden und der sowietischen Geheimpolizei entsprechen – und natürlich die drei Schweine Old Major, Schneeball und Napoleon, die den Personen Lenin/Marx, Trotzki sowie natürlich Stalin entsprechen. Dies ist den Künstlern rund um die Regisseure John Halas und Joy Batchelor wirklich hervorragend gelungen. Auch die Entscheidung nur wenigen Tieren Sprechrollen zuzugestehen und die Handlung hauptsächlich von einem Off Sprecher begleiten zu lassen, kann man als gelungen bezeichnen, so sprechen einige Bilder sehr für sich. Was man allerdings klar sagen muss – auch wenn Animal Farm eine Freigabe ab 6 Jahren hat, ist der Film vermutlich für Kinder ab diesem Alter eher ungeeignet – was vor allem an den zum Teil düsteren Bildern liegt, wie auch an der eigentlichen Botschaft des Films, mit der Kinder ab 6 Jahren schon zu kämpfen hätten. Dafür ist der Film bestens geeignet für Jugendliche, gerade hinsichtlich des historischen Kontextes und natürlich für interessierte Filmfreunde.

Gerade denen dürfte das Herz ü-berlaufen, wenn sie einen Blick auf die Extras werfen, die Winklerfilm auf die blaue Scheibe gepackt hat  neben einem Trailer, einer Bildergalerie, einem Booklet mit weiterführenden Texten zu Orwell, dem Film sowie den Charakteren, findet man ein Interview mit dem Regisseur sowie ein Making of. Insgesamt etwas an 44 Minuten Boni, dazu noch ein Audiokommentar des Filmhistorikers Brian Sibley, welcher sehr interessant und aufschlussreich sich über den den Film und die Entstehung äußert. Einziger Wertmutstropfen ist, dass der Audiokommentar leider nicht deutsch untertitelt ist, was vom Zuschauer schon sehr gute Englischkenntnisse voraussetzt. Dafür gibt es leider einen kleinen Abzug in der B-Note. Nichtsdestotrotz ist die Bluray eine würdige Veröffentlichung eines wirklich gelungenen Zeichentrickklassikers.

 

Animal Farm - Bewertung

Seit dem 03. März 2017 als Special Edition auf DVD und Blu-Ray erhältlich!

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