Autor: Florian Wurfbaum
Aufgrund der zahlreichen positiven Kritiken und meiner großen Sympathie für Hauptdarsteller Oscar Isaac, den ich persönlich für den kommenden Top-Charaktermimen und Hollwood-Superstar halte, war ich sehr gespannt auf den dritten Spielfilm von Regie-Newcomer J. C. Chandor. Und letzten Endes wurde ich von „A Most Violent Year“ nicht enttäuscht. Aber zugleich konnte ich nach der Sichtung nachvollziehen, warum der Großstadt-Thriller mit lediglich knapp 6 Millionen $ US-Einnahmen an den Kinokassen regelrecht unterging.
Zum Filminhalt: Der junge und äußerst ehrgeizige Heizöl-Unternehmer Abel Morales (Oscar Isaac) möchte ausgerechnet 1981 in New York expandieren, dem Jahr mit der historisch höchsten Verbrechensrate der Stadt. Hierzu steckt der Familienvater sein ganzes Vermögen in die Anzahlung für ein zukunftsträchtiges Grundstück. Doch der Deal erweist sich als überaus riskant, da Morales lediglich 30 Tage verbleiben, um die restlichen 1,5 Millionen $ aufzubringen. Ansonsten verliert der Emigrant seine geleistete Anzahlung ohne Gegenleistung an den Besitzer, der zudem auch noch das Gelände an die Konkurrenz verkaufen würde. Und so machen dem engagierten Unternehmer, die gehäuften, gewalttätigen Überfälle auf seine Heizöl-LKWs schwer zu schaffen. Dies führt dazu, dass die Zeit bis zur Zahlung der Restsumme zunehmend knapper wird. Als auch noch die Bank wegen eines Vorfalls das Vertrauen in Morales verliert und abspringt, scheint alles verloren…
Die Story erzählt grundsätzlich nicht wirklich viel Neues. Es geht hier mal wieder um einen aufrechten Jung-Unternehmer, der versucht ohne seine Prinzipien über Bord zu werfen, gegen alle Widerstände und Versuchungen nach oben zu kommen. Doch wie Regisseur und Drehbuchautor J. C. Chandor dies dem Publikum nahe bringt und bei diesem die Reflexion aufwirft – wie weit würde man für die Durchsetzung seiner Ziele selber gehen? – hebt sich deutlich von dem aktuell aufgeführten Kino-Einheitsbrei ab. Zumal auch die Thematik um die Heizöl-Branche ungewöhnlich und recht interessant ist.
Inszenatorisch wird der Großstadt-Thriller von Chandor erfrischend und entgegen des aktuellen Hollywood-Trends unaufdringlich und sehr gemächlich erzählt. Hierbei erinnert der Film an einige Achtzigerjahre Werke von Sidney Lumet und Sydney Pollack, wie z.B. dem 1981 entstandenen Genre-Beitrag „Prince of the City“. Dies führt sicherlich dazu, dass mancher Zuschauer den gewählten Erzählstil als langatmig oder gar langweilig empfindet. Aber wer sich den langen Passagen hingibt und konzentriert bleibt, darf tief in die Seelen der Hauptcharaktere blicken und findet wohl erst dann den vollen Zugang zu Ihnen. Zudem wissen auch die wenigen eingestreuten, aufrüttelnden Spannungsmomente zu gefallen. So begeistert vor allem die packende Verfolgungsjagd durch das New York der Achtzigerjahre, die Abel am Ende wieder vor die Frage stellt, ob er diesmal seine Prinzipien über den Haufen werfen soll.
Ein weiterer großer Pluspunkt von „A Most Violent Year“ ist der prachtvolle Retro-Look. Denn die herrlich nostalgische Ausstattung und die stimmungsvollen Schauplätze lassen die 20 Millionen $ Produktion zu einem atmosphärisch immens dichten Zeitkolorit werden, das beim Betrachter eine zogartige Faszination auslöst. Der Film atmet förmlich die Achtzigerjahre und funktioniert auf dieser Ebene schlichtweg perfekt.
Die beiden Hauptdarsteller Oscar Isaac und Jessica Chastain (die nebenbei auf der Juillard School Klassenkameraden waren), harmonieren prächtig miteinander. Ihr distanziertes und streckenweise emotionslos wirkendes Schauspiel überzeugt restlos. Besonders Oscar Isaac beweist in den langen, schweigsamen Passagen seine Ausdrucksstärke und lässt so tief in sein Inneres blicken. Von dem zukünftigen Star Wars Helden, der hier den abgesprungenen Javier Bardem ersetzte, wird man mit Sicherheit noch eine Menge hören.
Ab 07. August 2015 als Blu-ray, DVD und Video on Demand erhältlich!
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