KRITIK – UNDISPUTED IV – BOYKA IS BACK

© EuroVideo Medien GmbH
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Autor: Kevin Zindler

Zum Inhalt: Er hat den PSC in Georgien gewonnen und ist endlich nicht mehr im russischen Knast. Boyka (Scott Adkins) ist wieder da. Und er kämpft, wie er immer kämpft. Bis zum bitteren Ende. Viktor (Emilien De Falco), sein letzter Gegner, wollte nicht wahrhaben, dass er verloren hat. Boyka hat ihn im Ring eigentlich schon besiegt, doch er steht wieder auf. Und er lässt Boyka keine Wahl. Der russische Hüne beendet den Kampf – Viktor stirbt. Von Schuldgefühlen geplagt macht sich Boyka auf den Weg zurück nach Russland, um Alma (Teodora Duhovnikova), der Witwe, zu helfen. Die wird aber schon von Zourab (Alon Aboutboul) bedrängt. Denn Viktor schuldete ihm noch Geld und er lässt sie nur gehen, wenn Boyka für ihn in den Ring steigt. Drei Mal soll er kämpfen und Boyka stellt sich der Herausforderung, ohne zu ahnen, dass Zourab ein falsches Spiel spielt…

Der Kampfsportfilm hatte in den letzten vierzig Jahren viele Höhen und Tiefen. Bruce Lee machte das Genre in den siebziger Jahren populär, doch viele mittelmäßige bis schlechte Produktionen mit ähnlich klingenden Hauptdarstellern bescherten dem Genre im Laufe der Zeit einen zwiespältigen Ruf. Erst Jahre später katapultierten Actionstars wie Chuck Norris oder Jean-Claude Van Damme den klassischen „Klopper-Streifen“ wieder zurück auf die große Leinwand. Filme wie BLOODSPORT oder KARATE TIGER avancierten Mitte der achtziger Jahre zu Überraschungshits. Die Produktion dieser Streifen stieg an und Namen wie Michael Dudikoff, Don „The Dragon“ Wilson oder Cynthia Rothrock rückten in den Fokus. Allerdings standen ihre Namen für mehr oder weniger solide B-Werke, mit denen Studios wie „Cannon“ auf dem Videomarkt das schnelle Geld verdienen konnten. Das Kampfsport-Genre war nie wirklich tot, es ist aber bis heute überwiegend den Videotheken-Besuchern vorbehalten. Bei der Vielzahl von unterdurchschnittlichen bis schlechten Titeln in den Regalen, bekommt der geneigte Genre-Fan aber glücklicherweise auch mal Perlen wie die der UNDISPUTED-Reihe zu Gesicht.

 

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Walter Hill drehte mit UNDISPUTED (2002) einen handwerklich sauberen Erstling, der mit Wesley Snipes und Ving Rhames passend besetzt wurde und zudem gute Kampfszenen bot. B- Regisseur Isaac Florentine (FIGHT OF THE DRAGON, 1999) – der als Meister im Bereich Kampfchoreografien gilt – griff unter der Flagge von „Nu Image“ (man könnte fast denken, die Produktionsfirma sei eine Reaktivierung der guten alten „Cannon“ Studios. Schaut man sich die Liste der Namen derer an, die bei „Nu Image“ involviert sind, ist der Gedanke auch alles andere als falsch. Viele Mitstreiter der ehemaligen Kultschmiede unter Herrschaft der „Go Go Boys“ Menahem Golan und Yoram Globus – wie zum Beispiel Boaz Davidson – arbeiten heute mit „Nu Image“ zusammen) die Geschichte auf und drehte eine Fortsetzung, welche nun endgültig die Kämpfe in den Vordergrund positionierte. Mit Michael Jai-White (BLOOD AND BONE, 2009) und Scott Adkins (THE EXPENDABLES 2, 2012) ließ er zwei kampferprobte Muskelberge aufeinander los und lieferte den Fans einen Genre-Beitrag, der sich gewaschen hatte.  In UNDISPUTED 2, 2006 muss Jai-White alias Chambers als zu Unrecht inhaftierter US-Boxweltmeister in einem illegalen Gefängnis-Fight gegen Adkins alias Boyka – welcher von sich behauptet, der beste Kämpfer der Welt zu sein – antreten. Er kann das blutige und spektakuläre Finale für sich entscheiden und erlangt die Freiheit. Boyka bleibt schwer verletzt zurück.

Mit UNDISPUTED III: REDEMPTION legte Florentine noch einmal ein Schippe drauf.  Boyka steigt hier sogar zum Helden auf. Bei einem Turnier kämpft er um seine Freiheit, freundet sich mit einem der Sträflinge an (Mykel Shannon Jenkins), trainiert mit ihm, zeigt so etwas wie „Gefühle“ und gewinnt nach einem spannenden – fast 10 minütigen Fight gegen den „Kolumbianer“ Marko Zaror (SAVAGE DOG, 2017). UNDISPUTED III: REDEMPTION konnte den verdammt guten Vorgänger sogar noch toppen – nicht nur was die grandiosen Kämpfe und Trainingssequenzen betrifft. Die Charaktere wurden allesamt Top besetzt und auch dem wortkargen Russen Boyka standen die Macher nun viel mehr Menschlichkeit zu. Der dritte Teil der Reihe darf zweifellos zu den besten Kampfsportfilmen aller Zeiten gezählt werden.

 

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Die von den Fans sehnlichst erwartete Fortsetzung UNDISPUTED IV – BOYKA IS BACK kommt jetzt von „Eurovideo“ Uncut auf DVD, Blu-ray und in einem hammergeilen Steelbook in die Läden.

Schon während des Vorspanns dürfte vielen Kennern der Reihe auffallen, dass Isaac Florentine den Regie-Posten abgegeben hat und „nur“ noch als Produzent in den Credits aufgeführt ist. Diese Entscheidung sorgte im Vorfeld bei einigen Fans für Unbehagen, doch die Inszenierung von Todor Chapkanov – welcher bisher eher zweit und drittklassige Filme drehte und seine Sporen überwiegend als Second Unit Director bei Produktionen wie LONDON HAS FALLEN, 2016 verdiente – ähnelt dem Stil Florentines doch sehr (ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Der Film ist komplett auf Boyka zugeschnitten, der sich wieder einmal gegen diverse Kontrahenten durchsetzen muss, aber auch mit seinem Gewissen zu kämpfen hat. Das Drehbuch von Boaz Davidson ist nur ein Abziehbild ähnlicher Produktionen der seligen achtziger Jahre, aber es funktioniert und legt den Fokus auf das Wesentliche. Boykas Charakter entwickelt sich stetig weiter und bekommt noch mehr Tiefe verliehen, ohne dabei etwas von seinem Status der Unbesiegbarkeit einzubüßen. Eine sehr schöne Balance. Doch Hauptaugenmerk sind natürlich die Kämpfe, welche wieder einmal großartig sind. Wunderbar choreografiert und ohne wackeliges Schnickschnack prügelt sich unser Held von Runde zu Runde. Er muss sogar gegen zwei Top-Kämpfer auf einmal antreten und sich im Finale einem muskelbepackten Riesen-Koloss stellen. Das ist Kampfsportfilm-Unterhaltung wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Adkins ist in seinem Element und unterstreicht – trotz zahlreicher Auftritte in A und B-Produktionen, dass Boyka sein „Rocky“ ist und ihm diese Rolle sichtlich am Herzen liegt. Dennoch schafft es der neue Boyka-Film nicht, an die Klasse seiner Vorgänger heranzukommen. Es fehlt ein sympathischer Sidekick wie Jenkins und auch die eine oder andere Trainingssequenz hätte dem Film gut getan. Vor allem krankt es an einem imposanten und charismatischen Endgegner der Marke Jai-White oder Zaror. Zudem ist der Endfight – trotz aller Qualität – einer der Schwächsten der Reihe und im Vergleich mit den anderen Teilen recht kurz geraten. Dennoch enttäuscht UNDISPUTED IV – BOYKA IS BACK nicht und bietet Kampfsport-Action auf höchstem Niveau. Er wischt mit Konkurrenten wie KICKBOXER – DIE VERGELTUNG, 2016 (Link zu unserer Kritik: http://entertainment-blog.net/kritik-kickboxer-die-vergeltung) den Boden auf. Ein fünfter Teil ist daher sehr gerne willkommen.

 

Undisputed 4 - Bewertung

 


 

Info zum Blu-ray Steelbook:

Optisch natürlich Bombe (da geht jedem Actionfan das Herz auf), sind auch auf der Disc nette Leckerlis enthalten. Interviews mit Cast & Crew, B-Roll und ein Making Of peppen den Inhalt mit dem ohnehin schon unterhaltsamen Film nochmals auf.

 

Überall auf DVD, Blu-Ray und VOD erhältlich!

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