KRITIK: FORTRESS – DIE FESTUNG (UNRATED)

© Sony Pictures / Koch Media GmbH
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Autor: Dominik Starck

Filmemacher Stuart Gordon ist vor allem als der Mann hinter dem RE-ANIMATOR-Franchise bekannt. Doch der Genre-Filmer mit Theaterwurzeln hat auch neben den Abenteuern von Frankensteins Erbe Dr. Herbert West zahlreiche sehenswerte Filme gedreht. Sein so dystopischer wie unterhaltsamer Knast-Film FORTRESS erscheint nun erstmals in einer HD- und Unrated-Fassung.

Zum Inhalt: In der nahen Zukunft ist die Überbevölkerung des Planeten längst zu einem globalen Problem geworden und eine zweite Schwangerschaft pro Paar unter schwerer Strafandrohung verboten. Ex-Soldat John (Christopher Lambert) und seine Frau Karen (Loryn Locklin) sind nach einer Fehlgeburt erneut schwanger- und werden erwischt. John wird direkt in die „Fortress“ inhaftiert, die größte und privat betriebene Strafanstalt der Welt, wo er die nächsten drei Jahrzehnte absitzen soll. Sein Trost ist, dass Karen den Häschern entkam, doch das stellt sich schnell als Trugschluss heraus. Sie sitzt in dem gleichen Hochsicherheitsgefängnis ein und Gefängnisdirektor Poe (Kurtwood Smith) findet sehr schnell Gefallen an der schwangeren Schönheit. Höchste Zeit für John eine Flucht ins Auge zu fassen…

 

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BLUTIGE GEBURTSVORBEREITUNG TRIFFT DYSTOPISCHEN PRISON BREAK

Gefängnisfilme sind beinahe ein eigenes Sub-Genre, auch wenn sie sich stilistisch nur schwer in einem Haupt-Genre verorten lassen. Es gibt sie in Form von Actionfilm, Dramen, Komödien oder eben auch in der nahen oder fernen Zukunft angesiedelt. Im Grunde decken sie eine breite Palette zwischen dem Meisterwerk DIE VERURTEILTEN nach Stephen King, der Erfolgsserie PRISON BREAK oder eben dem Reißer FORTRESS – DIE FESTUNG von Horror-Meister Stuart Gordon ab.

Die Altersfreigaben meinten es mit dem Werk Gordons nie besonders gut, ein Schicksal, welches er mit einigen Filmemachern teilt, die vor allem durch ihre Horrorfilme der 1980er Jahre bekannt geworden waren. Dabei gehen Gordons zugegebenermaßen oft drastischen Filme meist tiefer, als man ihnen auf den ersten Blick zugestehen würde. Gordons Wurzeln liegen irgendwo zwischen Edgar Allen Poe und H. P. Lovecraft mit einer Prise Mary Shelley. Nicht zuletzt verbrachte er den größten Teil der letzten zehn Jahre mit dem Werk Poes und mit dem Poeten selbst, seit er THE BLACK CAT für die MASTERS OF HORROR-Anthologie gedreht hatte. Sein Hauptdarsteller und langjähriger Weggefährte Jeffrey Combs (RE-ANIMATOR-Trilogie) lieferte darin eine beeindruckende Performance als Poe ab, die er später in Gordons Theaterstück „Nevermore“ auch auf die Bühne brachte. Leider scheiterten die Beiden damit, aus „Nevermore“ via Crowdfunding einen Spielfilm zu machen. Im Sommer 2017 von Schauspielerin Barbara Crampton (WE ARE STILL HERE und Gordons FROM BEYOND) auf die Möglichkeit eines vierten RE-ANIMATOR-Films angesprochen soll Gordon erwidert haben, dass er sich als praktisch im Ruhestand befindlich betrachtet.

 

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Sollte dem so sein muss Gordon sich seiner Vita nicht schämen und es mutet beinahe wie prophetische Ironie an, eine solche Aussage im Jahr 2017 zu tätigen, in dem sein 25 Jahre alter Film FORTRESS angesiedelt ist. Darin nahm im Übrigen auch Jeffrey Combs eine schrullige Nebenrolle als Computer-Spezialist an der Seite von HIGHLANDER-Star Christopher Lambert ein. Der Film wurde mit vergleichsweise ordentlichem Budget in Australien gedreht, wegen seiner Härten in Deutschland aber schnell gekürzt, ehe er nun, ein Vierteljahrhundert später, ungeschnitten verfügbar wurde. Gordon wurde für den Großen Preis des Avoriaz Fantastic Film Festivals nominiert, der Film wiederum als Bester Science-Fiction-Film für den Saturn Award.

Stolze acht Jahre später zog der Streifen mit FORTRESS 2 – DIE FESTUNG 2 (ja, der heißt in Deutschland wirklich so) eine verzichtbare, billig produzierte Fortsetzung nach sich, für die nur Lambert zurückkehrte. Kurioserweise kehrte er im selben Jahr auch ein letztes Mal in seiner Paraderolle als Connor MacLeod in HIGHLANDER: ENDGAME zurück, dem vierten Kinofilm des Franchise um unsterbliche Schwertschwinger. Doch das ist eine ganz andere Geschichte.

 

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Natürlich kommt man nicht umhin festzustellen, dass das Drehbuch zu FORTRESS von stolzen vier gelisteten Autoren aus Versatzstücken vergleichbarer Streifen zusammengestückelt wurde. Auch bei der Besetzung ging man auf Nummer sicher und besetzte Lambert als futuristischen Steve McQueen-Ersatz zu einer Zeit, als der Schauspieler mit dem markanten Lachen noch immer versuchte, sich von dem (vorsichtig ausgedrückt) durchwachsen aufgenommenen HIGHLANDER II – DIE RÜCKKEHR zu erholen, aber noch Rest-Glanz vom kultischen ersten HIGHLANDER besaß. Als Gegengewicht stieg Kurtwood Smith in den Ring, der seit ROBOCOP regelmäßig auf kantige Antagonisten besetzt wurde (oder eben im harten Kontrast als bedächtiger Präsident der Föderation in STAR TREK VI: DAS UNENTDECKTE LAND). Dass sein Direktor auch noch Poe heißt ist bei einem Regisseur mit Gordons Vita definitiv kein Zufall.

FORTRESS bietet eine schnörkellose Inszenierung karger Interieurs mit blutigen Spitzen und markanten Gesichtern. Originelle Ideen sucht man genauso vergebens wie Langeweile, auch wenn die Gehirnwäsche in der Mitte des Films sicher verzichtbar gewesen wäre. Im Grunde folgt der Film bekannten Mustern und kann lediglich für sich in Anspruch nehmen, sowohl für einen Science-Fiction- als auch einen Gefängnis-Film sehr blutig zu sein. Mit Sicherheit gehört er zu den brutalsten Knastfilmen überhaupt. Stellenweise gerät der Film durch die fehlende Innovation doch recht vorhersehbar und so viel Mühe sich Kurtwood Smith auch gibt; sein Antagonist Poe ist schon vom Drehbuch her eher albern als bedrohlich geraten. Zu negativ stößt dies nicht auf, folgt doch meist zeitig der nächste reißerische Moment. Eine Schlägerei hier, explodierende Insassen dort, ein wenig Sex und gelegentlich doch mal ein origineller Ansatz (Kontrolle der Träume), auch wenn letzteres nicht ernsthaft verfolgt wird. So ist der mit gesellschaftskritischen Noten dünn versetzte Kracher vor allem ein Unterhaltungsfilm der etwas härteren Gangart.

 

Fortress - Bewertung

 


 

Zur DVD: Die guten Nachrichten zuerst: der Film erscheint simultan auf DVD und Blu-ray und dabei auch weltweit erstmals in der Unrated-Fassung und in HD, wie es auch auf dem Cover prangt. Das überarbeitete Bild kann sich angesichts Alter und Budget der Produktion auch durchaus sehen lassen, gerade in den besonders blutigen Szenen sind kleine Abstriche zu erkennen, die aber nicht weiter stören. Der Wehrmutstropfen ist, dass das Bonusmaterial äußerst übersichtlich geraten ist. Gerade der englische Trailer, das (im Grunde nur eingekürzte) alternative Ende sowie ein leicht anderer franz. Vorspann haben es auf die Disc geschafft. Fairerweise muss man sagen, dass von dem Film auch international auf anderen VÖ kein nennenswertes Bonusmaterial existiert.

 

Ab 06. Juli 2017 auf DVD, Blu-ray und VOD erhältlich!

DVD-Cover & Bilder © Sony Pictures / Black Hill / Koch Media GmbH.

 

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